KURZKRITIK: JAN KAHLCKE ÜBER LIZT ALFONSO – DANCE CUBA
: Tanz die Marktanalyse

Man könnte es als umgekehrten Kulturimperialismus verstehen, wie Alfonso sich bei der Kultur der Kolonialmacht bedient

„Dance Cuba“ steht auf den Plakaten – irreführend, denn das Programm „Fuerza y Compás“ der kubanischen Tanzkompanie Lizt Alfonso ist vor allem eine Flamenco-Show. Man könnte es als umgekehrten Kulturimperialismus verstehen, wie die Choreografin Alfonso sich bei der Kultur der Kolonialmacht bedient – konventionell, wie das in Spanien keiner mehr wagt: mit Kastagnetten und Fächertanz, dazwischen eine Kostüm-Materialschlacht, vorwiegend im klassischen schwarz und rot. Das Ganze ist mit einer tänzerischen Präzision dargeboten, die das Raue, das Leiden, die Trauer des Flamenco verloren gehen lässt.

Die Fusion aus spanischen und afrokubanischen Stilen gelingt am besten der Band, die virtuos von Flamenco bis Guaguancó changiert und besonders dann gut gelaunt wirkt, wenn sie beides verschmilzt. Spanische Gitarre und viel Perkussion, Elektroklavier und manchmal auch Schweineorgel, ein paar Silben Zitat der Flamenco-Größe Camarón de la Isla – da hört man das Augenzwinkern.

Der Choreografie scheint eine gründliche Marktanalyse vorangegangen zu sein. Deren Ergebnisse hat Lizt Alfonso hoch professionell umgesetzt. Wer Joaquín Cortez’ Welterfolg „Pasión Gitana“ mochte, wird „Fuerza y Compás“ lieben.

bis zum 9. August, Di bis Sa, Deutsches Schauspielhaus