Italien fast wieder Demokratie

Bei den italienischen Regionalwahlen erleidet die rechte Koalition von Silvio Berlusconi schwere Verluste: In 16 von 20 Regionen regiert das Mitte-Links-Bündnis von Romano Prodi

ROM taz ■ In Italien triumphiert die Linke, während die Koalition des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in Depression versinkt. Über die optimistischsten Erwartungen der Opposition hinaus haben die Bürger bei den Regionalwahlen am Sonntag und Montag das Regierungsbündnis abgestraft. In 13 der 20 italienischen Regionen waren neue Präsidenten und Parlamente zu wählen; angesichts der Tatsache, dass über 80 Prozent der gesamten Wählerschaft zur Abstimmung gerufen waren, wurde die Wahl ein Jahr vor den nationalen Parlamentswahlen zum entscheidenden Testlauf sowohl für Regierungschef Berlusconi als auch für seinen Herausforderer Romano Prodi.

Prodi, der im letzten November in die italienische Politik zurückgekehrt war, hat das Duell klar für sich entschieden. Sein Bündnis, die „Union“ aller Mitte-links-Parteien, konnte sich elf der 13 Regionen sichern und damit der Rechten gleich sechs Regionen abnehmen. Zudem konnte das Mitte-links-Bündnis erstmals seit Berlusconis Einstieg in die Politik vor elf Jahren für sich deutlich mehr als 50 Prozent der Stimmen verbuchen. Prodi interpretierte den Wahlausgang euphorisch als Auftrag der Wähler, „uns auf die Übernahme der Regierung vorzubereiten“.

Keine Lust, sich vor der Presse zu äußern, hatte hingegen Silvio Berlusconi. Zwar hatte er schon vor dem Debakel vorsorglich einen Rücktritt seines Kabinetts ausgeschlossen, doch der Regierungskoalition stehen schwere Konflikte bevor. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Wahlergebnisse klagten mit der postfaschistischen Alleanza Nazionale und der christdemokratischen UDC zwei Koalitionspartner einen radikalen Kurswechsel der Regierung ein. Sprecher der Berlusconi-Partei Forza Italia dagegen machten die Juniorpartner für das Wahldesaster verantwortlich. MICHAEL BRAUN

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