gottschalk sagt
: Von Spatzen und Kanonen

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

„Handtaschenräuber, Handtaschenräuber / überall, überall Handtaschenräuber / da hilft nur noch Hubschraubereinsatz“ (Foyer des Artes, 1982)

Der BGS jagt jetzt Grafitti-Sprayer mit Hubschraubern und Nachtsichtgeräten. Eine Flugstunde kostet 1.190 Euro. Sind wir nicht alle etwas Bluna? Normalerweise würde ich in einem solchen Fall das Mittel der Übertreibung benutzen, um die Absurdität des Unterfangens bloßzustellen. Aber erstens übertreiben die ja schon unendlich, und zweitens habe ich Angst: Wenn ich jetzt, nur mal so als Beispiel, vorschlage „Fuchs“-Spürpanzer gegen Ladendiebe einzusetzen, kriege ich hinterher von der „Aktion Frühlingszauber“ noch den großen Verdienstorden am Bande verliehen – und zwar für meine mutigen Vorschläge zur Novellierung der Verbrechensbekämpfung.

In Köln hat der BGS mit seinem Hubschraubereinsatz bislang keinen Sprayer erwischt, nur einmal fast, aber die zwei verdächtigen Personen entpuppten sich als Bahnmitarbeiter. In Brandenburg dagegen wurden mit der Methode vier Jugendliche gestellt, die laut Stadt-Anzeiger „eine Schallschutzwand verunstaltet hatten“. „Eine Schallschutzwand verunstalten“ ist sprachlich wie praktisch eine spezielle Mischung aus Paradoxon und Tautologie, in Germanistenkreisen eine Idiotie genannt, wie zum Beispiel „einen Schimmel weiß anmalen“ oder „einen Kölner zum Trinken verführen“. Doch das nur nebenbei.

Mit der Überschrift beziehe ich mich übrigens ganz nebenbei auf die neue Kettcar-CD, nur um zu beweisen, dass ich auch sowas mitbekomme, obwohl ich mal gesagt habe, sie klängen wie Wolf Maahn mit Abitur. Eigentlich sollte der Text „Von Spatzen und Kanonen, Rächern und Wänden“ heißen, das war aber zu lang.