Globalisierung für Kritiker

Datscha-Party: „5‘nizza“ mit munterem Bastard-Reggae

Eines vorneweg: Mit jener französischen Mittelmeer-Metropole, deren Erwähnung an rauschende Casino-Nächte, Verfolgungsjagden im offenen Roadster und Cary Grant als meisterhaften Juwelendieb denken lässt, haben 5‘nizza – dann und wann auch 5nizza, 5‘Nizza beziehungsweise 5Nizza geschrieben – nichts zu tun. Der Name, den sich Andrej Zaporoschetz und Sergej Babkin für ihr Treiben ausgesucht haben, bedeutet im Russischen schlicht „Freitag“, der fünfte Tag der Woche.

Ob das daher rühre, dass sich Zaporoschetz und Babkin an einem Freitag kennen lernten, darüber ist andernorts spekuliert worden. Oder kündet diese Namenswahl von der Entspanntheit der beiden? Denn der Russe an sich, so heißt es, konstatiert betont sorglosen Menschen angeblich sprichwörtliche „sieben Freitage in der Woche“. Zunächst stellt sich die Musik von 5‘nizza auch durchaus entspannt dar: Geprägt ist ihr munterer Kreuzüber aus akustischer Gitarre, Sprechgesang und virtuos simuliertem anderen Instrumentarium nicht zuletzt vom Reggae. Und dieser wird ja hierzulande regelmäßig als Sound größtmöglicher Zurückgelehntheit missverstanden.

Dabei liegen dem Duo aus Charkiw (respektive Charkow) im Osten der Ukraine durchaus auch Inhalte am Herzen. Vom Herumliegen an sonnigen Stränden, dem Konsum zweifelhafter Pflanzenbestandteile oder gar dem afrikanischen Mutterland, all den kolportierten Themen des Reggae ist selten die Rede, berichten der Sprache mächtige Gewährsleute. Die Kombination aus Zeilen über den Krieg und seine Ausgeburten sowie ihr sorgloses Verquirlen von diversen dem Westler ach so authentisch scheinenden Musikstilen könnte 5‘nizza – zur Popularität daheim – noch einen guten Ruf bei tanzfreudigen Globalisierungskritikern bescheren. aldi

Sa, 9.4., 21 Uhr, Fabrik