Die Straßen von Hamburg

Und wieder die deutsche Adaption einer US-Erfolgsserie: Der Krimi „Die unlösbaren Fälledes Herrn Sand“ (RTL, 20.15 Uhr) will so schön skurril wie „Monk“ sein, schafft es aber nur halb

VON CHRISTIAN BUSS

Das Programm der Privaten besteht ja zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus Plagiaten von US-Fernsehhits der letzten Saison. Der heutige Abend auf RTL zeigt das sehr anschaulich. Da läuft zu späterer Stunde die letzte Folge des Quotendesasters „Verschollen“, der deutschen Pauschaltouristenversion jener amerikanischen Mega-Robinsonade „Lost“, die am Montag mit angemessenem Medien-Trara auf Pro7 startete. Vor „Verschollen“ ist aber erst mal die Kriminalkomödie „Die unlösbaren Fälle des Herrn Sand“ zu sehen, ein Nachbau der exzellenten US-Reihe „Monk“, die RTL selbst für den deutschen Markt lizenziert.

Herr Sand ist ein Profiler, dessen Ordnungswahn Fluch und Segen zugleich ist: Denn so wie ihn jede Andeutung von Unordnung kurz vor einen Nervenzusammenbruch treibt, erkennt er die kleinsten verräterischen Details in verbrecherischen Vorgängen. Technisch kann sich „Sand“ durchaus mit „Monk“ messen; auch werden die Impressionen aus den nebligen Hügeln von San Francisco, die beim Original die Handlung rhythmisieren, sehr schön und schlüssig durch nächtliche Ansichten des Hamburger Hafens ersetzt.

Doch Hauptdarsteller Walter Sittler – eben noch als heimlicher Hobby-Detektiv „Der Fuchs“ auf Sat.1 zu sehen – erreicht kaum die nonchalante Nervosität, mit der sein amerikanisches Vorbild Tony Shalhoub das neurotische Ermittlergenie verkörpert. Dort wo Shalhoub mit einem Blinzeln den Schrecken anzuzeigen vermag, den seinen Helden beim Anblick eines Fussels befällt, benötigt Sittler größere Gesten. Überhaupt ist hier alles ein bisschen größer und offiziöser. So wird der Reinheitszwang des Herrn Sand mit einem schweren familiären Trauma begründet – er verlor das Kind bei einem Autounfall. Mr. Monk indes, so wie ihn Shalhoub spielt, verfügt auch ohne explizite Ausdeutung über eine tragikomische Noblesse. „Monk“ läuft übrigens immer dienstags um 22.15 Uhr. Die Kopie „Herr Sand“ geht nur in Serie, wenn heute Abend die Quote stimmt.