Schwerer Stand für Schrempp

Auf der Hauptversammlung von DaimlerChrysler hagelt es Kritik an Konzernchef Jürgen Schrempp – nicht nur von Kleinaktionären, auch von Großinvestoren. Der Vorstandsvorsitzende räumt Fehler ein

AUS BERLIN RICHARD ROTHER

Ein gemütlicher Ausflug nach Berlin sollte es für Jürgen Schrempp nicht werden. Eher war es ein schwerer Gang, den der Chef des Autokonzerns DaimlerChrysler gestern vor seine Aktionäre antreten musste. Denn die sparten auf der diesjährigen Hauptversammlung des Unternehmens nicht mit Kritik am Kurs des Vorstands, indirekt wurden gar – beklatschte – Rücktrittsforderungen laut. Kritik kam nicht nur von den üblichen Verdächtigen, den Kleinaktionären und ihren Verbandsvertretern, sondern auch von großen Fondsgesellschaften.

Kritik entzündete sich vor allem an den Qualitätsmängeln bei der Nobelmarke Mercedes, die in der vergangenen Woche zu einer großen Rückholaktion führte, an dem verlustreichen Geschäft mit dem Kleinstwagen Smart, an der Entwicklung des Aktienkurses, an dem Desaster beim Lkw-Mautsystem Toll Collect und an der Weigerung der Vorstände, ihre Bezüge detailliert offen zu legen. „Wer Premiumprodukte anbietet, muss auch Premiumqualität anbieten“, so Fondsmanager Thomas Meier von Union Investment.

Die angestrebte Smart-Sanierung nannte Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz einen „verzweifelten Kraftakt“. Da werde gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen. Die Konzernführung habe sich verzettelt. Besser wäre es, sich auf Kernmarke und Kerngeschäft zu konzentrieren. Ein schneller Abschied vom Konzept der Welt AG und seinen Protagonisten sei vielleicht angebracht.

SEB-Fondsmanager Thomas Körfgen kritisierte mit Blick auf die Jahre nach der Fusion mit Chrysler: „Herr Schrempp, das sind fünf Jahre Misswirtschaft!“ Der Beifall der rund 8.000 Aktionäre in der Berliner Messe war ihm damit sicher. Schrempp forderte er auf: „Reißen Sie das Ruder herum!“

Dies hätte schon vor drei Jahren geschehen müssen, so Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Schließlich erwarte ein Aktionär Bestleistung von seinem Unternehmen. Zudem forderte Labryga Schrempp auf, seine Bezüge detailliert offen zu legen.

Konzernchef Jürgen Schrempp nahm die Kritik der Aktionäre an. „Die Qualität von Mercedes-Benz war nicht in Ordnung, und Smart muss in Ordnung gebracht werden“, räumte Schrempp ein. Die Kleinstwagen-Tochter Smart hat seit der Markteinführung vor sieben Jahren Milliardenverluste erwirtschaftet und wird künftig nur noch zwei Modelle anbieten. Damit soll der als Zwei- und Viersitzer angebotene Smart, in dem die Aktionäre am Rand der Hauptversammlung probesitzen durften, erstmals im Jahr 2007 Gewinne schreiben.

Eine Änderung der Strategie soll es aber nicht geben. „Wir werden Mercedes wieder dahin bringen, wo Mercedes hingehört“, so Schrempp. Die Konzernführung arbeite mit Volldampf an den Qualitätsproblemen. Er wies die Anschuldigung zurück, zu spät reagiert zu haben. Die Autos, die heute aus den Werkshallen des Konzerns rollten, seien von „bester Qualität“.

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