KOMMENTAR VON DANIEL KUMMETZ ÜBER DEN ARBEITGEBER DIAKONIE
: Ein Austritt, der irritiert

Es ist gut, dass das Diakonische Werk auf das Einhalten der eigenen Standards achtet

Manchmal hat Konsequenz absurde Folgen. Die Altenhilfe Lilienthal verlässt wohl nicht ganz freiwillig das Diakonische Werk in Niedersachsen. Denn sie hält sich nicht an die Regeln der Kirche: Die Einrichtung zahlt ihren Mitarbeitern nicht den Tariflohn des kirchlichen Werks und beschäftigt fast alle dauerhaft in einer hauseigenen Leiharbeitsfirma – was nach den Gesetzen der evangelischen Kirchen nicht erlaubt ist. Die Geschäftsführung sagt, sie könne es sich nicht leisten, den Tariflohn zu zahlen bei dem Wettbewerb in Branche.

Es ist ein gutes Zeichen, dass die Werke bei ihren Mitgliedern genau hinschauen, auf das Einhalten ihrer Standards achten – und bei Missachtung mit Rausschmiss drohen können. Es sind hunderte Einrichtungen, die mit Diakonie-Emblemen werben. Das Fehlverhalten wirft ein schlechtes Licht auf alle anderen Mitglieder und die Kirche.

Die Art der Problemlösung – der Austritt – ist allerdings irritierend: Wer sich nicht an die Regeln zu halten können glaubt, entzieht sich einfach ihrer Gültigkeit. Gibt es wirklich keinen Weg für die Lilienthaler die Diakonie-Regeln einzuhalten?

Letztlich wirft die Entwicklung in Lilienthal auch ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege. Es wäre wünschenswert, wenn der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Trägern nicht über den Lohn der Mitarbeiter ausgetragen wird, sondern über verschiedene Konzepte.