Boomende Mastbranche

HÜHNER Mehr als 200 Geflügelställe in Niedersachsen geplant

Über 200 Hähnchenmastanlagen sind derzeit in Niedersachsen in Planung. Das teilte Agrarminister Gert Lindemann (CDU) jetzt auf Anfrage des Grünen-Agrarpolitikers Christian Meyer mit. Der kritisiert den Bauboom als „weit am Bedarf vorbei“: Er diene vor allem dem „entwicklungspolitisch bedenklichen Export“ von Fleisch. In Deutschland liege der Selbstversorgungsgrad bei 110 Prozent.

Allein 2010 wurden demnach 80 Anlagen genehmigt. 2011 kamen Pläne für weitere 140 Stallbauten – insbesondere in der Region Weser-Ems – hinzu. Als Ursache für den Bauboom vermutet Meyer auch den umstrittenen Schlachthof in Wietze, wo jährlich bis zu 130 Millionen Hühner getötet werden sollen. Mit 6,5 Millionen Euro hat das Land die Schlachtfabrik gefördert, die im September in Probebetrieb gegangen ist – und Hähnchenmäster als Zulieferer sucht.

Agrarminister Lindemann entwickele sich „langsam zum Ankündigungsminister“, kritisiert Grünen-Politiker Meyer angesichts der Zahlen. Zwar betone Lindemann in der Öffentlichkeit stets, die bäuerliche Landwirtschaft fördern zu wollen. Tierfabriken aber würden weiter genehmigt. Meyers Nachfrage zum Stand der Arbeit an der von Lindemann angekündigten Bundesratsinitiative gegen die Bau-Privilegierung von Großställen etwa weicht Lindemanns Ministerium aus. Auch Lindemanns Losung aus Zeitungsinterviews, in der Geflügelmast könne ab 40.000 Tieren nicht mehr von bäuerlicher Landwirtschaft gesprochen werden, mag sein Ministerium auf die parlamentarischen Anfrage hin nicht bestätigen. „Lindemann vollzieht nur verbale, aber keine realen Kehrtwenden“, kritisiert Meyer.

Er warnt vor den Folgen des Baubooms: Niedersachsen liege schon jetzt bei den Ammoniakemissionen aus der Massentierhaltung mit 24 Prozent bundesweit vorne. Auch die Grundwasserbelastung habe in einigen Regionen stark zugenommen. THA