IN MEMORIAM NSDAP

Der Fall Nüsslein: 2003 starb Franz Nüsslein, Generalkonsul a. D. Im Hausblatt des Auswärtigen Amtes internAA wurde er gewürdigt, die Rede war auch von einer „zehnjährigen Internierung“ in der Tschechoslowakei. Doch dann stellte sich heraus, dass er in Wirklichkeit wegen Kriegsverbrechen von den USA an die Tschechoslowakei ausgeliefert und dort verurteilt worden war. Nüsslein diente als Oberstaatsanwalt unter Reinhard Heydrich, dem Reichsprotektor für Böhmen und Mähren. Im Auswärtigen Amt wurde Weisung erteilt, dass es künftig keine Würdigung von Ex-NSDAP-Mitgliedern in internAA mehr geben sollte.

Der Fall Krapf: 2004 starb Franz Krapf, nach dem Krieg einer der führenden Diplomaten der Bundesrepublik. Er war seit 1936 NSDAP-Mitglied gewesen. Sein alter Chef Hans-Dietrich Genscher würdigte ihn bei einer Trauerfeier, aber vom AA erhielt er gemäß der neuen Praxis keinen Nachruf im Hausblatt. Einige Dutzend hochrangige Exdiplomaten schalteten dagegen demonstrativ ein Anzeige in der FAZ: „In memoriam Franz Krapf Botschafter a. D.“ Letzte Woche rebellierte mit Frank Elbe, dem Botschafter in der Schweiz, erstmals ein amtierender Diplomat öffentlich. LÖW