Verquere Positionsbestimmungen

Muss ja alles anders werden. In diesem Zusammenhang hat man sich früher zugeraunt, dass sich der Revolutionär in den Volksmassen bewegen muss wie ein Fisch im Wasser. Diese Mao Zedong zugeschriebene Weisheit spricht allerdings auch von einem ziemlich erhöhten Konformitätsdruck. Was man doch gar nicht will, so im Mainstream untertauchen. Wenigstens nicht musikalisch. Sondern anders hören. Von der Norm abweichend. Seltsames. Sonderbares. Gern leicht verrückt. Kurz also: queer. Und queer hören kann man heute und morgen so einiges, wobei sich gleich noch die Frage stellt, wo man mehr queer ist, musikalisch. Hier in Berlin? Oder doch in München? Dort jedenfalls residiert mit dem Candy Club (der jetzt gastweise in Berlin ist, siehe die Ankündigung nebenan) die mittlerweile älteste queere Party im deutschsprachigen Raum, während der ElectroRockPunkQueerIndie-Live-Zirkus „Ich bin ein Berliner“ erst seit August 2009 im SO36 das queere Hören feiert. Heute Nacht wieder. Weitere Informationen finden sich in den kaum gefilterten Pressemitteilungen, die jeweils natürlich vollkommen anders klingen. Nebenan zum Queer-Beats-Festival mit dem Candy Club und hier zum „Ich bin ein Berliner“-Zirkus im SO36: „Mit seiner flackernden Präsenz, seiner harten Geschichte und viel freiem Raum bleibt Berlin die große Spielwiese für Künstler aus allen Ländern der Erde und Provinzen Deutschlands. ‚Ich bin ein Berliner‘ heißt selbstverständlich seine Identität aufzumischen und neu zu kreieren. Und das zeichnet, wie jedes Kinde summt, immer auch die Musik aus, die in Berlin entsteht: Electro, PostPunk, Minimal, Cabaret, Glam, Tek, Rock ’n’ Roll, Queer. Berliner Musik ist ein ‚Transgenre‘ – provokativ, anders.“ Heute im SO36 mit Barbara Morgenstern (Chanson Elektronika), I Am Not A Band (Geigen-Elektro) und Dualesque (Elektrobeat). TM

■ Ich bin ein Berliner: SO36, Oranienstraße 190. Freitag, 23 Uhr