Und immer wieder aufstehen

NACH VORN Kerstin Plehwe lässt Frauen von ihren Zutaten für ein Erfolgsrezept erzählen. Ein Ratgeber aus der Schule des positiven Denkens

Das Buch vermeidet den Blick auf Ungleichheiten. Diese Vermeidungsstrategie mag für die Beratung von Führungskräften durchaus sinnvoll sein

Selbstvertrauen, Vision, Mut, Integrität, Durchhaltevermögen, Dialogkompetenz, Aktivität sind die Zutaten für ein Erfolgsrezept. Zu diesen Schlüsselfaktoren des Erfolgs kommt zumindest Kerstin Plewhe, die Dialogexpertin und Beraterin für Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und NGOs. Das mag nicht überraschen. Dennoch ist ihr Buch „Die Macht der Frauen“ eine aufwendige Spurensuche.

Plehwe interviewte Frauen aus Politik, Wirtschaft,Wissenschaft und Sport zu den Weichen ihres Erfolgs. Die Zusammenstellung der Frauen ist hochkarätig: Irina Bokova, die erste Generalsekretärin der Unesco, Rita Süßmuth, Präsidentin des deutschen Bundestages a. D., Anjali Raina, Geschäftsführende Direktorin des Indian Research Center der Harvard Business School oder Birgit Fischer, die Olympionikin. Andere Frauen, wie Maria Fekter, die österreichische Ministerin für Finanzen, oder Fiona Stanley, Epidemologin und Australierin des Jahres 2003, beantworteten einen Fragebogen. Wieder andere, wie die Verhaltensforscherin Jane Goodall oder die Vorsitzende der Bundesgrünen Claudia Roth, reichten ein kurzes Statement zu der Frage ein, was ihren Erfolg beflügelte. Ein ambitioniertes Projekt.

Leider ist das Buch dann doch zu sehr im Sinne eines Positive-Thinking-Ratgebers geschrieben. Zu glatt nach vorn gerichtet. Auch in der Form: Fotos wie für die Bewerbungsmappe, Fragebögen mit den immer gleichen, wiederkehrenden Fragen, und am Schluss das übliche „Erfolg ist möglich“-Credo. Das viel zitierte Motto der Frauen, „man darf ruhig straucheln, muss aber wieder aufstehen“, wird nur unter dem Aspekt des Wiederaufstehens betrachtet. Das Buch vermeidet den Blick auf hartnäckige Erfolgsfallen, auf Schwierigkeiten, Probleme und Ungleichheiten. Diese Vermeidungsstrategie mag für die Beratung von Führungskräften durchaus sinnvoll sein, wird aber beim Lesen, vor allem der Interviews, in denen kaum nachgehakt wird, schnell langweilig.

Dennoch: Das Buch ist ein interessantes Kaleidoskop von Frauen, die es geschafft haben. Der Erlös des Buches geht an internationale Bildungsprojekte für Mädchen und junge Frauen. Auch das ist ein sehr pragmatischer Beitrag. EDITH KRESTA

Kerstin Plehwe: „Female Leadership – die Macht der Frauen. Von den Erfolgreichsten der Welt lernen“. Verlag Hanseatic Lighthouse, Berlin 2011, 534 Seiten, 19,90 Euro