morgen
: Ein Akt innerer Haltung: Justyna Steczkowska sagt Konzert ab

Anna Maria Jopek: 9. April, 20 Uhr, Tränenpalast, Reichstagufer 17

Eigentlich wollte sie heute im Tränenpalast auftreten – und es hätte eines der schönsten, ungehyptesten Konzerte der Saison werden können: Justyna Steczkowska, eine Art Björk Polens, nur schriller, stimmhafter, wurde außerhalb ihres Landes 1995 bekannt, als sie mit dem Song „Sama“ Polen bei der Eurovision repräsentierte. Der Rang wurde ein hinterer, aber ihre Performance bleibt unvergessen: eine obertonige Séance über etwa sieben Oktaven. Allein: Ihren Auftritt hat sie storniert, denn an einem Freitag, an dem der Papst beerdigt wird, kann eine Katholikin wie die Steczkowska natürlich nicht singen. Das darf man strikt oder zickig nennen, unprofessionell auch, aber das hat einfach Stil. Justyna wird im Herbst ihr Konzert nachholen, falls ihre Schwangerschaft unkompliziert verläuft. Stattfinden wird hingegen morgen die Vorstellung von Anna Maria Jopek, 1997 Polens Eurovisionssängerin und nur ein wenig gefälliger als ihre Kollegin. Auch die Jopek wollte nach Rom pilgern, aber die Hotellage in der Heiligen Stadt war quasi ausgebucht – da sagte sie zu, doch in Berlin zu singen. Ihr Stil (mit der Gruppe Mazowaze) ist folkig auch, vornehmlich aber weltmusikorientiert: so etwa wie Fairport Convention, wenn Youssou N’Dour mitgemischt hätte. JAF