Auf Vivasehen!

MTV stellt seine Pläne fürs fusionierte Musikfernsehen vor. MTV 2 wird ab September zu Kinderkanal Nick

Gute Stimmung auf allen Kanälen. So zumindest das Bild, das MTV-Central Geschäftsführerin Catherine Mühlemann, untermalt von lauten Bildern und schnellen Schnitten, auf der gestrigen Pressekonferenz im Musikfernsehen-Hauptquartier am Berliner Spreeufer zu verkünden versuchte. Nahe am Wasser gebaut sozusagen, was künftig zumindest auf die deutlich emotionalisierte Konzernmarke Viva zutreffen könnte.

„Femininer“, so Programmchef Elmar Giglinger, solle der ehedem Kölner Sender werden. Wobei er Selbiges als „gefühltes Geschlecht“ verstanden wissen wollte. Anders gesagt: Viva wird künftig zum konsequenteren „Bravo-TV“ – mit Ausnahme von der rauen Kiez-Show „Mein Block“, deren Start für den Mai geplant ist. Ansonsten präsentierte sich die neuen Musikfernsehenwelt wohl sortiert: Kaum hat die Viacom-Tochter MTV-Central alle Sender unter ihrem Dach vereint, gehen sich die ehedem konkurrierenden Programme aus dem Weg. Oder gleich in die Geschichte ein: MTV 2 wird am 12. September durch den Kinderkanal Nick ersetzt, eine upgedatete Version von Nickelodeon und etwa Heimat von „Spongebob“ oder „Jimmy Neutron“. Womit schon mal ein Ziel von Viacom verkündet wäre.

Ein weiteres sei ein kontinuierliches Wachstum aller Marken „im zweistelligen Prozentbereich“. Was bei MTV unter anderem dadurch erreicht werden soll, dass der nun angeblich wieder „provozierende Sender“ in neue „Nischen“ aufbrechen darf. Oder zumindest zu dem, was der Mainstream für eine Nische hält. Im Einzelnen wird das zumindest zu einigen sehenswerten Formaten führen. Ein erstes startet bereits morgen: „Pimp my Fahrrad“ mit Oliver Korritke.

Übrig bleibt noch Viva Plus. Und dort zunächst alles beim Alten: Ende des Jahres solle die Ausrichtung des reinen Clip-Senders überprüft werden. Immerhin verläuft die Zuschauerentwicklung auch hier – und wie bei Viva und MTV – positiv. So schlüssig und hitkompatibel arrangiert dieses neue Programmkonzept klingt, so dissonant tönt es derweil hinter den Kulissen.

Ja, mit dem Kölner Viva-Betriebsrat gebe es noch Differenzen, verkündete ein im Folgenden einsilbiger Dr. Werner Brell, Direktor für „Strategy & Operations“. Aber nein, das sei nicht, was sich nicht aus der Welt schaffen ließe. Am Abend zuvor hingegen hatten sich die Mitglieder der besagten Mitarbeitervertretung auf einer von der taz veranstalteten Podiumsdiskussion in Köln deutlich reservierter gezeigt. Und von einem frostigen Betriebsklima gesprochen. Von der gut gelaunten Viva-Geschäftsführung kam trotz Einladung übrigens niemand.

CLEMENS NIEDENTHAL