Megareich mit schnöden Plastikdosen

Beim Internationalen Filmfestival „femme totale“ thematisiert die Reihe „Big Business“ geldwerte Auseinandersetzungen. Es fehlen Instanzen, die weltweiteTransaktionen aufdecken und überstaatlichen Unternehmen Regeln setzen

„Wenn einer Geld hat, hat er auch Kredit.“ (Erich Kästner)

In den USA steigt die Zahl der Milliardäre sprunghaft an. Das Internationale Filmfestival „Femme totale“ in Dortmund, dass am Dienstag unter dem Motto „Geld“ beginnt, zeigt zusammen mit attac auch eine Filmreihe zu den großen transnationalen Geschäften.

Transnationale Konzerne nimmt der Dokumentarfilm „Corporation“ (Kanada 2003) von Mark Achbar und Jennifer Abbott unter die Lupe. Davon ausgehend, dass Konzerne in den USA rechtlich gesehen einer legalen Person gleichgestellt sind, untersuchen die Filmemacher in einer Versuchsanordnung die soziale Kompetenz dieser „Person“ mit dem Ergebnis, dass es sich bei der Corporation um einen Psychopathen ohne jegliches Interesse am Gemeinwohl handelt, der aus rein egozentrischen Motiven handelt.

Parallel zum Macht-Wachstum transnationaler Firmen sind die Nationalstaaten schwächer geworden. Ihre Gesetze enden immer noch an Landesgrenzen während die Unternehmen global über (Gesetzes-) Grenzen hinweg agieren. Die größte Korruptions-Affäre Europas – der Fall Elf Aquitaine – hat eindrücklich gezeigt, dass die global player von einem staatlich organisierten Rechtssystem längst nicht mehr belangt werden können. Gerade die Nicht-Sichtbarkeit der Geldgeschäfte ist auch für das Medium Film eine Herausforderung. Daniella Marxer hat das Offshore-Paradies Liechtenstein, das in wenigen Jahrzehnten von einem unbedeutenden, bäuerlich geprägten Fürstentum zu einem der wichtigsten Finanzschauplätze weltweit avancierte, einer eingehenden filmischen Untersuchung unterzogen. In „Die Kinder des Geldes“ (Liechtenstein/Österreich 2003) spürt sie dem Verhältnis zum Geld in Interviews nach und kontrastiert diese mit formal durchkomponierten Bildern der glitzernden Banken-Paläste von Vaduz, dem sichtbar zur Schau getragenen Reichtum.

Um eine andere Schattenwirtschaft geht es in „Die Helfer und die Frauen“ (Deutschland, 2003) von Karin Jurschick. Frauenhandel und Zwangsprostitution sind ein einträgliches Geschäft in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. Der Ort des Geschehens steht exemplarisch für zahllose Post-Kriegs-Regionen, in denen die vermeintliche Ordnung durch internationale Hilfsorganisationen aufrechterhalten wird. Immer mehr Nichtregierungsorganisationen mit nicht unbedeutenden Budgets sind in Krisengebieten tätig. Das wirft die Frage auf, für welche Zwecke humanitäre Hilfe auch instrumentalisiert wird, und wie sie Einfluss auf bestehende Krisen nimmt und sie verlängert, verlagert oder gar verschärft.

Auch mit Plastikdosen lässt sich ein Millionengewinn machen. Die Erfolgsgeschichte in Laurie Kahn-Leavitts „Tupperware!“ (USA 2003) ist zunächst eine weibliche Geschichte. Brownie Wise ist eine Ausnahme-Unternehmerin, die mit einer genialen Marketing-Idee in den 50er Jahren ein großes Firmenimperium aufbaut. Mit den Tupper-Parties erschließt sie eine neue Zielgruppe: die der Hausfrau, die das Produkt gleichzeitig selbst vermarktet. Wise wird letztlich von Mister Tupper nach Jahren des Erfolges entmachtet, und bei steigendem Gewinn übernehmen schließlich die Gatten der Tupper-Ladies leitende Jobs in der Firma.

STEFANIE GÖRTZ
BETTINA SCHIEL

10. Internationales FilmfestivalDortmund 12. bis 17. April www.femmetotale.de