Als grünrotgelbschwarz sich die Treue schwor

taz geht wählen – die Serie zur NRW-Landtagswahl am 22. Mai. Unsere Bilanz der abgelaufenen Wahlkampfwoche. Welcher Kandidat lag in dieser Woche vorn? SPD-Ministerpräsident Steinbrück oder sein CDU-Herausforderer Rüttgers?

Schwur der Woche?

Ministerpräsident Peer Steinbrück steht zu den Grünen, will andere Konstellationen nach ungünstigem Wahlausgang nicht ausschließen. „Das ist wie mit der Antwort auf die Frage, ob Sie ihre Frau schlagen. Sagen Sie ja, haben Sie verloren. Sagen Sie nein, haben Sie nicht heftig genug dementiert. Aha, vorher schon, denken dann alle.“ Sein Stellvertreter, der grüne Spitzenkandidat Michael Vesper, freut sich bei so viel Zuversicht: „Eine solche Veranstaltung wäre früher undenkbar gewesen.“

Pleite der Woche?

Nur eine Stunde später kontert die FDP, improvisiert den Treueschwur in Richtung CDU auf dem Landtagsflur. Nur Oppositionsführer Rüttgers zaudert wie immer, lässt die Liberalen bis zum Abend warten. Schade.

Umfrage der Woche?

Umfrage? Eher eine Inflation von Umfragen: Forsa (Mittwoch) und Emnid (Donnerstag) sehen die SPD bei schlechten 35 bis 36 Prozent, die CDU bei satten 45 Prozent, FDP bei sieben, Grüne bei acht bis neun Prozent. Ähnlich sagt es Infratest im ARD-Auftrag (Donnerstag). Für das ZDF auch schön die Forschungsgruppe Wahlen (Freitag): CDU 46, SPD 36, Grüne acht, die seit Monaten bei sieben Prozent klebenden Liberalen nur noch sechs. Entschieden habe sich aber erst jedeR Zweite – noch scheint alles offen. Aussagekraft sieht anders aus.

Gewinner der Woche?

Leider, leider noch immer nicht Jürgen Rüttgers. Trotz Spitzenwerten für die CDU verliert der Landesparteichef an Zustimmung, kommt im direkten Vergleich mit Steinbrück nur auf 29 (Forsa) bis 32 (Emnid) Prozent. Den Regierungschef würden 40 bzw. 37 Prozent wählen. Kein Wunder: Rüttgers setzt immer mehr auf den Masochismus der Wähler. „Es ist Schluss mit weniger Arbeit“, lässt er wissen. „Wir müssen wieder mehr arbeiten, und zwar für dasselbe Geld.“ Fazit: Niemand hat die Absicht, aus Deutschland ein Billiglohnland zu machen. ANDREAS WYPUTTA