Quixote aus der Asche

Klassiker-Adaptionen, Gesellschafts- und Ideologiekritik prägen das Thalia-Programm der kommenden Spielzeit

Der Zweifel streift ihn, aber er zerknickt ihn nicht: Natürlich hat Thalia-Intendant Ulrich Khuon über die Legitimation von Film- und Literatur-Adaptionen durch das Theater nachgedacht. Doch er ist überzeugt, dass die für die Spielzeit 2005/2006 geplanten Inszenierungen von Dürrenmatts „Das Versprechen“, Cervantes‘ „Don Quixote“ und Thomas Manns „Buddenbrooks“ „auf einer Mischung aus Respekt und Kreativität beruhen“.

Den Verfall des stetig siechen Bürgertums stellt John von Düffel etwa ins Zentrum seiner „Buddenbrooks“-Bearbeitung. Und halbherzig aus bürgerlicher Verstaubung hervorlugende Frauen prägen Gorkis „Sommergäste“, inszeniert von Alize Zandwijk, die am Thalia bereits Tschechows „Iwanov“ präsentierte.

Drei um 1900 entstandene Stücke, die für Khuon belegen, „dass der auch aktuell wieder zelebrierte Abschied vom Bürgertum so einzigartig nicht ist“ – und ebenso zeitlos wie die Frage nach dem Maß an Engagement, das politische Überzeugung fordern darf: Büchners „Dantons Tod“ wird Michael Thalheimer, falls nötig, kantig klopfen; Sartes „Schmutzige Hände“ will Andreas Kriegenburg durchleuchten.

„Ein Regisseur-Duo, das uns gerade beim Thema ,Ideologie‘ gereizt hat“, betonte Dramaturg Michael Börgerding bei der gestrigen Präsentation. „Denn Thalheimer war während des Heißen Herbstes noch ein Kind, während der aus Magdeburg stammende Kriegenburg zu DDR-Zeiten erfahren hat, wessen Diktaturen fähig sind.“ PS