Rüde verletzt Mädchen schwer

Ein Kind wurde in Reinickendorf von einem Hund attackiert. Die Beißattacke macht den unverantwortlichen Umgang vieler Hundebesitzer im öffentlichen Raum sichtbar

In Reinickendorf ist ein siebenjähriges Mädchen von einem Schäferhundmischling angefallen und schwer verletzt worden. Die Attacke ereignete sich am Donnerstagabend auf einem Spielplatz. Der in Steglitz gemeldete Hundehalter hatte seinen Rüden unangeleint ausgeführt. Das Tier rannte bellend auf eine Gruppe von Kindern zu, die Angst bekamen und wegliefen. Der Hund holte ein Mädchen ein und verbiss sich in dessen Oberschenkel.

Der Hundebesitzer, der nach Aussagen der Polizei mit einer Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung rechnen muss, hat in mehrerlei Hinsicht gegen die bestehende Hundeverordnung verstoßen. So dürfen auf Spielplätzen gar keine Hunde mitgenommen werden; zudem gilt im Stadtgebiet Leinenzwang. Außerdem horchte das Tier nicht auf seinen Besitzer, denn es gelang diesem nicht, den Hund vom Kind wegzuziehen. Erst als ein Zeuge des Vorfalls den Hund anschrie, ließ dieser los.

Der Angriff des Rüden dokumentiere auf eindrückliche Weise die Erfahrung der 20 Kiezstreifen in Reinickendorf, denen zufolge sich neben Fahrradfahrern vor allem die Hundehalter einen Dreck um die verbindlichen Regeln im öffentlichen Raum scheren würden, wie der zuständige Stadtrat des Bezirks Michael Wegner (CDU) sagt. Mit geradezu absurden Antworten der Hundebesitzer seien die Kiezstreifen mitunter konfrontier. Sie gipfelten in Sätzen wie: „Zwischen mir und dem Tier gibt es eine virtuelle Leine.“

Die vergangenes Jahr vom rot-roten Senat verabschiedete Hundeverordnung sieht neben dem Leinenzwang auch einen Maulkorb für zehn Hunderassen – darunter allerdings nicht Schäferhund und Rottweiler – vor. Sie wurde vom Tierschutzverein und der Opposition abgelehnt.

Die Tierschutzexpertin der Grünen, Claudia Hämmerling, sieht sich durch den neuerlichen Hundeangriff bestätigt. Verbote würden nicht eingehalten, vor allem nicht im häuslichen Bereich, wo sich 60 bis 70 Prozent aller Beißattacken ereigneten. Diese tauchten in den Statistiken überhaupt nicht auf.

Neben einem verantwortungsvollen Umgang mit Maulkorb und Leine fordert Hämmerling einen Hundeführerschein für alle Hunderassen. Die Halter müssten über Jagd- und Beutetriebe der Tiere aufgeklärt sein, sie sollten wissen, dass Hunde und Kinder „ein heikles Thema“ sei und dass die Herdentiere sich dem Besitzer, der in der Rolle des Leittieres ist, unterzuordnen haben. Ohne solche Kenntnisse kein Hund. Waltraud Schwab