der wochenendkrimi
: Gefrierfach

„K3 – Kripo Hamburg: Fieber“, So., 20.15 Uhr, ARD

Hamburger Kaffeerösterdynastien und ihre weiblichen Oberhäupter: Nachdem Iris Berben unlängst für den ZDF-Dreiteiler „Die Patriarchin“ in dieser Rolle zu sehen war, übernimmt sie hier Rosel Zech. Wo Berben dem hanseatischen Pfeffersack-Kapitalismus ein freundliches Antlitz verlieh, agiert Zech als Unternehmerin so herzlich wie ein Rechenschieber. Den komplizierten Gefühlshaushalt der Tochter versucht die Alte nach ökonomischen Gesichtspunkten wieder ins Lot zu bringen. Den Schwiegersohn hat sich die Patriarchin mehr oder weniger selbst ausgesucht. Er liebte die Tochter abgöttisch und brachte günstigerweise unternehmerisches Know-how in die Ehe mit. Nun ist er tot; die Leiche fand man in jenem Parkhaus, in dem seine Angetraute zuvor ihren Geliebten getroffen hat, mit dem sie eine Sadomaso-Beziehung führt.

Ein schnörkelloses Trauerspiel aus dem Elbchaussee-Milieu legt Friedemann Fromm mit dieser „K3“-Episode vor. Der Regisseur, der für die Neukonzeption der zuvor arg betulichen Reihe mit dem Grimmepreis ausgezeichnet worden ist, tat gut daran, die Kamera diesmal von Hanno Lentz führen zu lassen. Der urbane Bilderrausch von Fromms beiden vorherigen „K3“-Arbeiten war zwar hübsch anzuschauen, aber nicht immer dramaturgisch motiviert. Lentz, der zuvor Dominik Grafs großbürgerliche Melodramen „Kalter Frühling“ oder „Bittere Unschuld“ fotografiert hat, lenkt die Konzentration des Betrachters nun wieder auf die Personen. Dann und wann löst sich die maskenhafte Starre in den Gesichtern des Geldadels verräterisch.

Dem Gefrierfachklima in der Villa wird in diesem Trauma-Thriller das Fieber des Triebes entgegengesetzt: Die gebeutelte Kaufmannstochter gibt sich einem kriminellen Hallodri hin, der sie demütigt und schlägt und ihr doch ergeben ist. Dazu erklingen rund zehn unterschiedliche Versionen des Klassikers „Fever“. Die Sadomaso-Romanze wird nicht wirklich pointiert ausgebreitet, überzeugt aber durch die Darstellerkombination von Nadeshda Brennicke und Misel Maticevic, die schon in Grafs Luden-Porträt „Hotte im Paradies“ ein fatales Abhängigkeitsverhältnis zur Aufführung brachten. „Fieber“ ist echtes Schauspieler-Fernsehen – aus dem Rosel Zech eben noch mal herauszuragen versteht. Mutterliebe ist bei ihr kälter als der Tod. CHRISTIAN BUSS