Triefender Blutfleck

Prima Kinderfernsehen: „4 gegen Z“ (ARD, Sa., 8.30 Uhr) und das „Gespenst von Canterville“ (Sat.1, Sa., 20.15 Uhr)

Na bitte, es geht doch: Dieses Wochenende hält Qualitätsfernsehen für Kinder bereit. Es gibt spannende Geschichten, gute Schauspieler, prima Tricktechnik – und das auch noch verteilt auf die Früh- und die Spätfernsehschiene. Dazwischen liegen zwölf Stunden, die man zur family-quality-time veredeln kann.

Heute beginnt die ARD den Tag um 8.30 Uhr mit „4 gegen Z“. Die neue 13-teilige Mystery-Serie ist eine postmoderne Variation des guten alten Momo-Themas: Kinder gegen das Böse. Das kommt in Gestalt von Udo Kier daher und bedroht nichts weniger als die schöne Stadt Lübeck (die Welt soll selbstredend später folgen). Vier Kinder geben Kiers Widersacher.

Nun ist es erfreulicherweise so, dass gnädige Drehbuchautoren ihren minderjährigen Hauptdarstellern nicht nur lebensechte Dialoge geschrieben haben, sondern auch noch sorgfältig gecastet haben. Wer vor dem Fernseher seit Jahren unter naseweisen, chargierenden Kinderdarstellern leidet, weiß, wie viel das wert ist.

Heute Abend dann öffnet um 20.15 Uhr Sat.1 erneut seine Familienpackung. Oscar Wildes Gruselschocker „Das Gespenst von Canterville“ ist hier warm in schottisches Tuch gepackt: Keine Spur von Verwesung und Schreien hinter Mauern, stattdessen die vierköpfige Familie Brenner auf Schlossurlaub, Armin Rohde gibt den verfrorenen Hotelbesitzer. Vater Jochen (Klaus J. Behrendt) meint die Angstneurosen seines 10-jährigen Sohnes Paul (Martin Kurz) in der Einöde Schottlands kurieren zu müssen.

Keinen Fuß hat die Filmcrew dorthin gesetzt, stattdessen im Faber-Castell Schloss bei Nürnberg gedreht, einen Dudelsack-Soundtrack druntergelegt und hin und wieder eine Schafherde durchs Bild getrieben. Das eingesparte Budget wurde in die Tricktechnik gesteckt. Das Gespenst Sir Simon nämlich ist komplett 3D-animiert, und zwar für hiesige Verhältnisse richtig gut.

Trotz so viel Hightech hat es sich Regisseurin und Drehbuchautorin Isabel Kleefeld nicht nehmen lassen, kindliche Gruselklassiker einzubauen: Es gibt sowohl einen schönen triefigen Blutfleck, der von einer wahnhaften Haushälterin täglich weggeputzt wird, als auch das gute alte Gemälde mit den Klapperaugen. Eine Freude auch hier, dem zehnjährigen Kurz zuzuschauen. Wenn er Angst spielt, glaubt man ihm, wenn er schreit, dann aber richtig. Keine flott gegelte Frisur, kein blöde Kleiner-Professor-Attitüde … wie machen die das bloß? Egal. Hauptsache, dieses Niveau wird künftig gehalten. ANJA MAIER