TREIBHAUSGASE AUS DEM AUTO: VW UND CO VERHEIZEN IHRE INNOVATIONEN
: Mehr Öko am Steuer

Die Ökosteuer muss rauf, damit die Autoindustrie ihre Versprechen einhält. Lang genug hat sie die Politiker mit ihren selbst gesteckten Zielen eingeölt, den Spritverbrauch durch moderne Technik – und damit den CO2-Ausstoß zu senken. Jetzt steht fest, dass die Hersteller ihre Versprechungen nicht halten werden. Die Debatte in den Achtzigerjahren um Katalysatoren und heute um die Rußfilter zeigt: Nur Vorschriften helfen.

Dabei gibt es ein einfaches Rezept. Es heißt: „Abspecken!“ Weg mit den vielen Motörchen, die Fenster heben, Sitze wärmen, Spiegel verdrehen. Die Autos würden dann leichter und schluckten weniger Benzin. Nach der schlichten Regel „weniger Sprit gleich weniger Treibhausgase“ wäre das die beste Hilfe fürs Klima. Die Hersteller aber verweigern die Kur und rüsten ihre Wagen auf.

Noch vor zwanzig Jahren wog ein Golf Diesel 920 Kilo, heute bringt er etwa 1.400 Kilo auf die Waage. Die Autobauer setzen zudem auf überdimensionierte, immer schnellere Geländewagen oder Limousinen. So wird jeder Fortschritt, den Ingenieure durch effizientere Motoren erreichen, gleich wieder ausgebremst. Volkswagen und Co verheizen die Innovationen. Eine Regierung, die will, dass sich die Autobauer bewegen, muss selbst handeln. Und zwar schleunigst, denn ein Fünftel des Kohlendioxidausstoßes europaweit kommt mittlerweile aus dem Straßenverkehr. Umweltschützer haben längst gefordert, die Kfz-Steuer umzubauen. Diejenigen, deren Karossen viel Treibhausgas auspusten, sollen bestraft, die andern belohnt werden. Eine gute Idee.

Aber richtig gut ist sie erst im Doppelpack mit einer höheren Ökosteuer. Zwar ist sie viel gescholten, aber sie wirkt. Jahrzehntelang hatte der Benzinverbrauch zugenommen. Er sank erst, als 1999 der Ökoaufschlag kam. Allerdings: Der Effekt ist viel zu langsam. Zu viele leisten sich heutzutage spritfressende Sportwagen. Ein niedriger Benzinverbrauch ist, aller Rhetorik zum Trotz, viel zu selten ein Verkaufsargument.

Doch die Hersteller reagieren immer erst dann, wenn auch die Nachfrage nachlässt, so ist der Markt nun mal. Bisher spielt Leichtigkeit nur in der Formel 1 eine Rolle. Dort werden edle Materialien ohne viel Gewicht eingebaut. In diesem Sinne darf es auch auf der Straße rasant schicker werden. Dafür kann der Benzinpreis gar nicht hoch genug sein. HANNA GERSMANN