Ungarns Krise weitet sich auch auf die Alpenrepublik aus

FINANZKRISE Ungarns Geldprobleme lassen auch die Österreicher nicht kalt. Sie sind größte Kreditgeber

WIEN rtr | Die Geldprobleme des schuldengeplagten Ungarn bedrohen auch das benachbarte Österreich: Weil sich die ungarische Regierung mit der EU und dem IWF bislang nicht auf einen dringend benötigten Kredit einigen kann, ist eine Pleite des EU-Landes nicht mehr ausgeschlossen. Das allerdings würde auch Österreichs Banken schaden. Sie zählen zu den größten Kreditgebern des Landes. Zudem würde der Alpenrepublik bei einem Bankrott einer der wichtigsten Handelspartner verloren gehen.

Aus Angst vor einem solchen Szenario stieg der Zinssatz für österreichische Staatsanleihen vergangene Woche auf den höchsten Stand seit einem Monat. Die Aktien großer Austro-Banken wie etwa Erste Group und Raiffeisen verloren seit Jahresbeginn 10 beziehungsweise 7 Prozent an Wert.

Experten gehen nicht davon aus, dass die Achterbahnfahrt an den Märkten bald nachlässt. „Solange kein Einlenken da ist, ist das eine Hochschaubahn – indirekt auch für Österreich“, sagte Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek. Neben dem großen Engagement von österreichischen Banken, die gut 41 Milliarden Dollar an Krediten in Ungarn ausstehen habe, sei das Nachbarland das viertwichtigste Exportland für die Alpenrepublik. „Es ist klar, dass Ungarn – sowohl was den Finanzsektor betrifft, als auch was den realwirtschaftlichten Sektor betrifft – eine wichtigere Position einnimmt als Rumänien oder selbst als das größere Polen“, sagt Brezinschek.

Österreichs Finanzexperten beunruhigen vor allem die möglichen Auswirkungen auf die Banken. Bei einer Pleite würde der ungarische Staat seine Kredite nicht mehr bedienen können, sagte ein Beobachter. Bei einem Staatsbankrott seien auch die Pensionen der Ungarn in Gefahr, was die Rückzahlung von Privatkrediten erschweren dürfte. „Es wird nichts anderes übrig bleiben, als alles zu tun, damit Ungarn nicht in die Staatspleite kommt“, sagte der Beobachter.

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Wien entfielen auf Österreich zuletzt 11 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen in Ungarn – knapp 8 Milliarden Euro. Damit liegt die Alpenrepublik an dritter Stelle nach Deutschland und den Niederlanden. Das Geld fließt dabei vor allem in Produktionsbetriebe, Immobilien und das Finanzwesen.