UNO evakuiert Helfer aus Somalia nach Angriffen

SOMALIA Zwei UN-Gelände von Islamisten besetzt und geplündert. UN-Gesandter fordert Eingreifen

MOGADISCHU/BERLIN rtr/taz | Die islamistischen Rebellen in Somalia haben begonnen, UN-Organisationen aus ihrem Herrschaftsgebiet zu werfen. Kämpfer der Shabaab-Miliz, die fast die gesamte Südhälfte Somalias sowie Teile der Hauptstadt Mogadischu kontrolliert, griffen am Montag die Gelände von UN-Hilfswerken in den Städten Baidoa und Wajid an und stahlen Fahrzeuge und technische Geräte. Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), die UN-Sicherheitsabteilung in Somalia (UNDSS) und das politische Büro der UNO in Somalia (UNPOS) arbeiteten gegen Somalias Muslime, hieß es zur Begründung.

Die UNO sagte gestern, sie evakuiere ihre ausländischen Mitarbeiter aus Baidoa. „Die Plünderung sämtlicher Kommunikationsgeräte und das Fehlen von Sicherheitspersonal macht eine Weiterführung der Arbeit unmöglich“, hieß es in einer Erklärung. In Wajid, Zentrum der Hungerhilfe in Somalia, werde die Arbeit hingegen fortgeführt.

Menschen kamen bei den Angriffen nicht zu Schaden. Aber gestern wurde nach unbestätigten somalischen Berichten zwei einheimische Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Ras Kamboni an der kenianischen Grenze von Shabaab-Milizen unter dem Vorwurf der Spionage getötet.

Die Shabaab-Milizen führen seit Anfang Mai eine Offensive in Somalia, um den Ende Januar eingesetzten Übergangspräsidenten Sheikh Sharif Ahmed zu stürzen. Der kontrolliert nur noch Teile der Hauptstadt Mogadischu mit Hilfe von Truppen der Afrikanischen Union (AU). Seit Beginn der Kämpfe am 7. Mai seien 223.000 Menschen aus Mogadischu geflohen, erklärte gestern das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. In den Vertriebenenlagern südwestlich der Hauptstadt in Afgoye entlang der Hauptstraße drängelten sich mittlerweile 400.000 Menschen ohne ausreichendes Obdach, Ernährung, Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen oder medizinische Versorgung. Die prekäre Sicherheitslage mache Hilfe derzeit so gut wie unmöglich.

Der UN-Sonderbeauftragte für Somalia, der erfahrene mauretanische Diplomat Ahmed Ould Abdallah, rief derweil zu einem internationalen Eingreifen gegen die Shabaab-Milizen auf. „Dies ist kein klassischer Bürgerkrieg, sondern ein von außen finanzierter Versuch, eine legitime Regierung zu stürzen“, schrieb er am Montag in der Washington Post. Ausländische Islamisten wollten Somalia übernehmen, „um ihre Agenda der internationalen Gewaltausbreitung zu befördern“. Er warnte: „Die Glaubwürdigkeit der UNO und anderer ist in Gefahr, wenn sie beiseitestehen und diese Übernahme zulassen.“ D.J.