Fortuna gesegnet

Regionalligist Fortuna Düsseldorf darf mal wieder in der Arena spielen und gewinnen. 3:0 gegen den FC St. Pauli

DÜSSELDORF taz ■ Im Alten Testament gilt der Segen als Gegenteil von Fluch. Beim Fußball-Regionalligisten Fortuna Düsseldorf übersetzt man diesen religiösen Gegensatz so: Andere Vereine haben einen „Arena-Fluch“, Fortuna genießt den “Arena-Segen“. Während Clubs wie Mönchengladbach oder Hannover nach dem Wechsel in moderne Stadien mit höheren Mächten haderten, schwarze Flüche auf sich niederprasseln sahen und durch Niederlagen an neuer Wirkungsstätte entmutigt wurden, verspürt Düsseldorf in der Arena übersinnlichen Beistand. Der „Arena-Segen“ könnte dem Traditionsverein die Klasse erhalten: Mit dem 3:0-Erfolg gegen den FC St. Pauli hat Düsseldorf die Positivserie in der neuen LTU-Arena auf drei Siege und ein Unentschieden ausgebaut.

Fluch oder Segen? Auch die Freitagabend-Partie vor 20.865 Zuschauern begann mit einer Schweigeminute für den toten Papst. Fast genau so still wie in diesen 60 Gedenksekunden verhielten sich Hamburgs Spieler. Düsseldorf dominierte mit drei Stürmern und unchristlicher Aggressivität das Geschehen. Nach 22. Minuten traf Marcel Podszus per Heber von der Strafraumgrenze zum 1:0 für Düsseldorf. Wenig später stand Fortuna-Angreifer Gustav Policella nach einem Freistoß allein im Fünf-Meter-Raum und sorgte für die Vorentscheidung. In der zweiten Hälfte kam der Tabellenvierte aus dem Norden nur zu wenigen Anschlusschancen. St. Pauli musste froh sein, dass die Fortuna nur eine ihrer zahlreichen Konterchancen zum 3:0 in der 83. Minute (Torschütze: Frank Mayer) nutzte.

Düsseldorf erreichte mit dem Erfolg eine Stabilisierung im Abstiegskampf und platziert sich vorerst auf Platz zehn. Weil einige Konkurrenten noch Nachholspiele zu absolvieren haben, dürfte die Fortuna allerdings weitere Arena-Siege benötigen. Schon fordern Fans, die traditionelle Mini-Spielstätte am Flinger Broich zu verlassen und fortan alle Heimbegegnungen in der Arena auszutragen. Eine Erklärung für die Stärke des Teams in der neuen - politisch umstrittenen und ökonomisch riskanten – 218-Millionen-Euro-Arena hatte keiner der Akteure. Fortuna-Trainer Uwe Weidemann sprach von einer „besonderen Motivation“. Ex-Leverkusen-Manager Reiner Calmund war rundum begeistert: „In der Arena herrscht einfach eine phantastische Atmosphäre.“ Calmund soll demnächst in den Fortuna-Aufsichtsrat aufrücken.

Zwischen all den bunt lackierten, leeren Arena-Sitzen wirkten die meist in schwarz oder braun gekleideten St.Pauli-Anhänger im abseitigen Oberrang irgendwie deplaziert. Monoton singend, feierten sie ihre geschmackvollen, selbst gemalten Transparente und sahen zu, wie die Heimmannschaft nach Spiel-ende gefeiert wurde.

MARTIN TEIGELER