Plattenspieler und Quirl

Surrealismus musikalisch: Der Kammermusik-Abend „So leicht wie ein Ei“ im Rolf-Liebermann-Studio des NDR

Im Programmheft zu Erik Saties Ballett „Parade“ war es, dass der Dichter Guillaume Apollinaire 1917 erstmals das Wort „Surrealismus“ benutzte. Und war dieser in seinem Zentrum Paris der Tonkunst auch wenig zugewandt, sprachen sich manche seiner Vertreter doch dafür aus, sie zu erforschen. Den dabei zu Tage getretenen Wechselspielen zwischen Wort, Bild und Musik spüren nun Teile des NDR-Sinfonieorchesters nach: beim kammermusikalischen Abend „So leicht wie ein Ei“.

René Magritte, neben Dalí einziger bis in deutsche Haushalte gelangter Vertreter des Surrealismus, hielt die Musik für eine Alliierte. Von seinem Freund André Souris kommen jetzt drei Stücke zur Aufführung. Souris rekurriert darin auf bekannte musikalische Formen, um sie auf ungewohnte, also „falsche“ Weise zu rekombinieren – eine Parallele zum „zufälligen Zusammentreffen“, dem sich die Surrealistische Bewegung verschrieben hatte.

Von John Cage, dem Mittler zwischen frühem und spätem, europäischem und amerikanischem Surrealismus, wird das populäre „Credo in Us“ (1942) für Schlagzeug, Türsummer, Klavier, Radio und Plattenspieler gegeben: Schnipsel aus dem Klassik-Kanon montiert mit Geräuschhaft-Zufälligem. Versatzstücken bediente sich auch Bohuslav Martinu, Komponist der einzigen anerkannt surrealistischen Oper „Julietta“. Am Mittwochabend wird seine Komposition über die Erlebnisse eines Quirls gespielt.

In René Clairs Kurzfilm Entr‘acte standen 1924 neben Erik Satie, der dazu das Stück „Cinéma“ schrieb – mit beidem eröffnet der Abend –, Stars der Bewegung wie Man Ray, Marcel Duchamp und Antonin Artaud vor der Kamera. Mit den entfernt tumultartigen Geschehnissen wie bei damaligen Aufführungen ist nicht zu rechnen. aldi

Mittwoch, 20 Uhr im Rolf-Liebermann-Studio des NDR, Oberstraße 120