Schwellenländer 2004 mit Rekordwachstum

In den Industrieländern zog die Konjunktur laut Weltbank weniger stark an. Euro-Raum liegt deutlich hinter den USA. Schwache Entwicklung in den Ländern des südlichen Afrika. Für dieses Jahr weltweit weniger Wachstum erwartet

Die Wirtschaft wird in diesem Jahr weltweit weniger stark wachsen als 2004. Das ist die Einschätzung der Weltbank, die aus dem jüngsten Bericht zur Finanzierung von Entwicklung hervorgeht. Allerdings fällt die Prognose für die einzelnen Regionen unterschiedlich aus. In den so genannten Industrieländern sinkt das Wachstum laut Weltbank von 3,2 auf 2,5 Prozent. Dabei stehen die USA mit einem Rückgang von 4,4 auf 3,9 Prozent besser da als der Euro-Raum: Dort werden nur noch 1,2 Prozent im Vergleich zu 1,8 Prozent 2004 erwartet.

Hoch gelobt werden von der Weltbank die Schwellenländer, allen voran China, Indien, Russland und Brasilien. Dort erwartet die Weltbank für das laufende Jahr immer noch starke 5,7 Prozent, wenn auch weniger als die 6,6 Prozent, die 2004 erzielt wurden, was einen Rekord der letzten dreißig Jahre darstellte. Diese Länder exportieren mittlerweile mehr Güter, Kapital und Dienstleistungen, als sie importieren. Sie finanzieren ein Fünftel des amerikanischen Defizits, indem sie ihre Devisenreserven in Dollar halten. Auch exportieren sie zunehmend Geld und Know-how in ärmere Entwicklungsländer. Rohstoffreiche Länder wie Chile, Südafrika, Venezuela und Brasilien profitieren von den hohen Weltmarktpreisen und der gestiegenen Nachfrage, besonders aus China. Seit Anfang der 90er-Jahre stiegen die Investitionen von Schwellenländern in andere Länder von 3 auf 40 Milliarden Dollar.

Wirtschaftlich schwach bleiben die Länder Afrikas südlich der Sahara. Zwar ermittelte die Weltbank hier Wachstumsraten zwischen drei und vier Prozent 2004 – allerdings auf enorm niedrigem Niveau. Diese Länder hängen besonders stark von der Entwicklungshilfe der reichen Geber Europas und der USA ab. Die Hilfsgelder, die immer häufiger als Zuschuss und nicht als Kredit gewährt werden, haben sich seit dem 11. September 2001 auf über 10 Milliarden Dollar erhöht. „Trotzdem hat die öffentliche Entwicklungshilfe noch nicht die gewünschte Höhe“, bedauert Jürgen Zattler, Leiter des Weltbankreferats im deutschen Entwicklungsministerium. Schuld ist laut Weltbank die angespannte Lage der öffentlichen Haushalten in reichen Ländern. Als Bremshebel für ein stärkeres weltweites Wirtschaftswachstum könnten die hohen Ölpreise, steigende Zinsen und der schwache Dollar wirken. Werde die US-Währung weiter abgewertet, verlieren auch die Reserven vieler Schwellenländer an Wert. Betroffen wären beispielsweise Brasilien und China, die in den letzten Jahren hohe Dollarrücklagen gebildet haben.

Bemerkenswert ist, dass die Weltbank auch das Sparen in den öffentlichen Haushalten als gefährlich betrachtet – einen wirtschaftspolitischen Kurs, den sie selbst viele Jahre lang propagiert hat. KATHARINA KOUFEN