Entry2006
: Intelligent nur mit Computer!?

Die fünf international renommierten Kuratoren haben gestern auf Zollverein ihre Konzepte für die Ausstellungen während der Entry2006 auf den Tisch gelegt. Es soll keine elitäre Veranstaltung werden, und dennoch eine sein. Nicht mehr innovative Gebrauchsobjekte oder neue bahnbrechende Architekturkonzepte sind gefragt, die komplette Gestaltung von Lebensverhältnissen hat die Designszene erreicht.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

„Second Skin“, „Talking Cities“, „Groundswell“, „Open House“ und „Entryparadise“ sind die internationalen Titel der fünf innovativen Konzepte. Beispiele aus Staten Island vom New Yorker MOMA-Kurator Peter Reed zeigen worum es geht: die Neuerfindung von Landschaft, die Neuerfindung von Lebensraum. In zwanzig, dreißig Jahren werden die Designer wahrscheinlich Keimbahn gestützt an die Neuerfindung des Menschen gehen, der dann in frisch designte landscapes nicht mehr hineinpasst.

Nur einer stand gestern im Weltkulturerbe auf und brach eine Lanze gegen die Entwicklung. Jürgen Binder, der in der denkmalgeschützten ehemaligen Fördermaschinenhalle auf Zeche Zollverein 3/7/10 das haptische Erfahrungsfeld leitet. „Die Gestaltung von uns selbst ist das Wichtigste“, sagt Binder und fragt, warum dieser beuyssche Aspekt bei der Entry2006 nicht auftauche. Nur Kurator Alexander von Vegesack gab zu, dass es beim computergestützten, intelligenten Haus auch zu edukativen Bevormundungen kommen könne. Dann wurde die Frage schnell übergangen.

So wird die eigene Entwicklung des Menschen zwangsläufig auf der Strecke bleiben. Energieabhängige, computergestützte, intelligente Häuser und Fassaden werden zwar die Stromversorger glücklich machen, aber wer will über zehn Hektar große Parkhausüberdachungen wandeln, die im Modell generalstabsmäßig vorgeplant werden? Wildwuchs hat da keinen Platz mehr. Weder in der Botanik noch im Kopf.