Gemeinnutz versus Gemeinnutz

MIETEN Der Bezirk Eimsbüttel möchte auf einem Rot-Kreuz-Gelände Sozialwohnungen bauen, das DRK will lieber Gewinn bringend verkaufen

■ Das umstrittene Gelände des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) liegt im Zentrum Lokstedts.

■ Der geltende Bebauungsplan aus dem Jahr 1970 ist auf das Rote Kreuz zugeschnitten. Für eine Neubebauung müsste er abgelöst werden.

■ Ein neuer Plan war Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs, den das DRK auslobte. Er kann jetzt nicht weiterverfolgt werden.

■ Einschließlich eines Nachbargrundstücks sieht er 200 Wohnungen vor. Dazu kämen Geschäfte und Praxen. Die Kita auf dem DRK-Gelände soll bleiben.

Der Bezirk Eimsbüttel und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) pokern um den Bau von Sozialwohnungen auf dem Gelände des DRK am Behrmannplatz. Der Bezirk möchte ein Drittel öffentlich geförderte Wohnungen auf dem Grundstück bauen, das DRK dagegen zu einem Gewinn bringenden Preis verkaufen. Der Versuch, beides zusammenzubringen, ist vorerst gescheitert.

Seit 2009 verhandeln der Bezirk und das DRK über eine Neubebauung des Geländes. „Das Gelände ist betriebswirtschaftlich untergenutzt“, zitierte das Hamburger Abendblatt vor anderthalb Jahren den Vorstand des Hamburger DRK, Georg Kamp. Es gebe dort eine Menge Freiflächen, die nachverdichtet werden könnten, für die das DRK aber keinen Bedarf habe.

Heute sagt DRK-Sprecher Rainer Barthel, das DRK wolle umziehen, weil es mehr Platz für Büros brauche und das Areal am Behrmannplatz nicht weiter verdichtet werden könne. „Der Gedanke war zu prüfen, ob man die Immobilie so veräußern kann, dass man anderswo eine bessere findet“, sagt Barthel.

Für den Bezirk hätte eine Einigung den Vorteil, dass das Zentrum Lokstedts durch Wohnungen, Geschäfte und Praxen belebt würde. Dazu müsste aber ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, denn der alte ist auf das DRK zugeschnitten. Ändern will ihn die Bezirksversammlung nur, wenn sichergestellt ist, „dass ein vernünftiger Anteil an Sozialwohnungen gebaut wird“, wie Kay Gätgens, der Leiter des Eimsbütteler Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung sagte. Dazu komme seit Kurzem noch ein Vertrag mit dem Senat, in dem sich der Bezirk verpflichtet habe, zu 30 Prozent Sozialwohnungen zu bauen.

Um das zu erreichen, verhandelte die städtische Saga/ GWG über einen Kauf des Grundstücks. „Wir haben dem DRK ein marktübliches Angebot gemacht“, sagt Saga-Sprecher Michael Ahrens. Dieses sei nicht angenommen worden.

Die Vorstellungen davon, was als marktüblich zu gelten hat, gehen auseinander. „Wir finden es irritierend, dass ausgerechnet eine Hilfsorganisation leisten soll, was sonst für niemanden in der Stadt galt“, sagt DRK-Vorstand Kamp. Viele Eigentümer, einschließlich der Saga, verkauften ihren Grund Gewinn bringend. „Mit dem Verkauf von Grundstücken unter Wert verlieren wir den Status der Gemeinnützigkeit“, sagt Kamp.

Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) ist „gespannt, ob das DRK seine soziale Verpflichtung auch im Wohnungsbau wahrnimmt“.   GERNOT KNÖDLER