Die Zelle bleibt leer

Alles ruhig auf Helgoland: Die Einheimischen tun sich nichts, die Gauner kommen von der Insel nicht mehr weg

So sieht das mit der Kriminalitätsstatistik Helgolands aus: Marike Peters durchbohrte die Gurgel ihrer Nebenbuhlerin Jasper Emke. Aus Eifersucht. Sie machte es mit einem Dreizack. Die grausige Tat liegt aber auch bereits fast 300 Jahre zurück. Das war bis dato der letzte aktenkundige Mord auf Deutschlands einziger Hochseeinsel. 1719 wurde die Mörderin hingerichtet, und seitdem gilt das Leben auf der Insel zwischenmenschlich eher als harmonisch. „Die Einheimischen vertragen sich“, sagt Inselpolizist Lars Carstens.

Ein Modellfall der sozialen Kontrolle: „In unserer kleinen Gemeinschaft gibt es keine Anonymität: Die Menschen passen gegenseitig auf sich auf“, bestätigt Helgolands Kurdirektor Christian Lackner. Und vor den anreisenden Kriminellen, die sich mit den jährlich 500.000 Touristen und den Saison-Arbeitern auf Helgoland einfinden, bietet die natürliche Isolation des Eilands bereits Schutz. Lackner: „Man muss schon ziemlich dumm sein, wenn man auf einer kleinen Insel mitten im Meer etwas anstellt.“

Zuletzt versuchten es drei Juwelendiebe, die im September des vergangenen Jahres mit einem Seebäderschiff auf Beutetour gingen. Die Trickdiebe ergaunerten bei einem Helgoländer Juwelier Schmuck für 98.000 Euro. Ihre Freude an der Beute währte jedoch nur wenige Stunden. Die Gangster hatten vor ihrem Coup nicht bedacht, dass sie für die 70 Kilometer zurück zum Festland auch wieder das Bäderschiff brauchten. Der Kapitän des Dampfers fuhr jedoch nicht los. Er lichtete seinen Anker erst, nachdem die Polizisten das Trio gefunden hatten.

Ansonsten beschäftigt man sich auf Helgoland kriminalistisch eher mit Jugendlichen, die ihr Inselleben mit Klingel- und Klopfstreichen etwas anregender gestalten. Da gibt es zahllose Beschwerden. Die einzige Zelle der Polizeistation dagegen findet nur ein- bis zwei Mal im Jahr Gäste. dpa