Freund-Feind-Dialog

Wüppesahl-Prozess: Kronzeuge Sch. wird vom Angeklagten ins Kreuzverhör genommen

Skurriles Szenario im Prozess um einen angeblich vom Kritischen Polizisten Thomas Wüppesahl geplanten Raubmord: Am gestrigen Verhandlungstag hatte weitgehend der Angeklagte selbst das Fragerecht an den Kronzeugen, seinen ehemaligen Freund und Kollegen Andreas Sch. In einer Mischung aus „Sie“ und „Du“ wollte Wüppesahl mit seinen Fragen zunächst nur Details über die gemeinsamen Kasino-Besuche und die Beteiligung Sch.'s an den Spielgewinnen klargestellt wissen.

Doch dann ging der angeklagte Kripomann ans Eingemachte: „Ist dir die V-Mann-Problematik bekannt? Oder weißt du, was ein verdeckter Ermittler ist?“ Alles Begriffe, die natürlich einem Ex-Polizisten bekannt sind. „Ich habe mich nicht als verdeckter Ermittler angesehen“, konterte Sch. In der Tat sind verdeckte Ermittler geheim operierende Polizeibeamte, was Sch. ja nicht mehr ist. „Die Richtlinien für V-Leute sind mir nicht bekannt“, sagte er: „Ich habe mitgemacht, damit ein geplantes Verbrechen nicht passiert.“

Sch. gestand durchaus ein, dass in den Gesprächen über seine scheinbare Einbindung in die Planung eines Überfalls auf einen Geldtransport der Begriff „operativer Zeuge“ durch die Polizei gefallen sei. Versprechungen oder Vergünstigungen habe er für sein Mitwirken daran, den Tatplan überhaupt bis zu einer möglichen Straftat voranzutreiben, nicht erhalten.

Die Vernehmung des Kronzeugen wird am 19. April fortgesetzt. Zuvor wird am 14. April ein weiterer Vernehmungsbeamter des Landeskriminalamtes (LKA) vernommen, den Sch. in die ihm von Wüppesahl anvertrauten Planungen eingeweiht hatte. Ein LKA-Beamte sagte gestern Morgen aus, Sch. sei damals bei seiner Vernehmung angeschlagen und ziemlich fertig gewesen. Er habe Wüppesahl zuvor immer für einen vorbildlichen Polizisten gehalten. KVA