cdu-fraktion
: Gespenstisch konstruktiv

Es war das erste Mal seit Ostern, dass die CDU-Bürgerschaftsfraktion sich gestern Abend traf. Erstmals mithin seit dem Rausschmiss der schwangeren Wandsbeker Fraktionsgeschäftsführerin Natalie Hochheim, die auch in der Bürgerschaft sitzt, erstmals seit den Bestechungsvorwürfen des Abgeordnete Bruno Claußen gegen seinen Fraktionskollegen Karl-Heinz Warnholz. Und erstmals, seitdem der Abgeordnete Clemens Nietling wegen Kinderporno-Vorwürfen sein Mandat niederlegte: Entsprechend angespannt war die Atmosphäre zu Beginn der Sitzung im Saal 151 des Rathauses, an der zahlreiche Senatoren und Senatssprecher Lutz Mohaupt teilnahmen. Am hinteren linken Ende des Saals hockten ausgerechnet die größten Streithähne dicht aufeinander: Warnholz, daneben fehlte ein Stuhl, dann Hochheim und Claußen. Warnholz verkroch sich hinter einem bemerkenswert großen Stapel Unterlagen. Claußen wiederum rauchte vor der Debatte sichtlich nervös eine Zigarette, als ihm ein Parteifreund zuraunte: „Wir sehen uns gleich – das war jetzt keine Drohung.“ Zu Beginn der Sitzung drangen mahnende Worte im sonoren Bass des Fraktionsvorsitzenden Bernd Reinert nach draußen, später auch bizarre Lachsalven und prasselnder Applaus. CDU-Sprecher Hein von Schassen bezeichnete die neunzigminütige Aussprache hinterher als sehr sachliche Debatte: „Es gab keinen großen Gesprächsbedarf.“ Und Fraktionschef Bernd Reinert sprach von einer „intensiven und sehr konstruktiven Debatte“. Es habe „keinerlei persönliche Anfeindungen“ gegeben. Allerdings kam ein CDUler aus dem Saal und raunte einem anderen zu: „Das war ja gespenstisch eben.“ jox