Ballast fliegt raus

KarstadtQuelle-Umsatz sinkt weiter. Mitarbeiterzahl soll bereits in diesem Jahr drastisch verringert werden

Essen taz ■ Der angeschlagene KarstadtQuelle-Konzern will seinen Sanierungskurs beschleunigen. „Die Restrukturierung des Konzerns befindet sich voll im Plan“, sagte Finanzchef Harald Pinger in Essen. Allerdings werde es zusätzliche Maßnahmen geben mit dem Ziel, den Umsatz positiv zu beeinflussen und die Geschwindigkeit der Restrukturierung und Neuausrichtung zu erhöhen. Nur durch Firmenverkäufe kann KarstadtQuelle unter dem Strich im laufenden Jahr einen kleinen Gewinn erzielen. Dafür plane der Konzern rund 330 Millionen Euro für Investitionen in 2005 auszugeben.

Aber nicht nur die Trennung von der 50-prozentigen Tourismusbeteiligung Thomas Cook stehe ab dem nächsten Jahr zur auf der Agenda, so Pinger, auch der Stellenabbau soll im Konzern beschleunigt werden. Der bis 2007 in gleichmäßigen Schritten geplante Abbau von 5.700 Arbeitsplätzen soll jetzt zum größten Teil schon 2005 vollzogen sein, wurde gestern bei der Bilanzvorstellung in Essen bekannt. Im Einzelhandel sollen 4.200, im Versandhandel 1.500 Stellen wegfallen. Im laufenden Jahr will Karstadt auch mit dem Umbau der großen Warenhäuser beginnen und trendige Ware anbieten, denn der Umsatz ist in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,6 Prozent zurückgegangen.

Von diesen Maßnahmen erwartet der Konzern innerhalb weniger Monate eine Trendwende und für das Gesamtjahr eine operative Ergebnisverbesserung. Das Programm zum Verkauf von Unternehmensteilen wie der Logistik und kleinerer Warenhäuser soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein und 1,1 Milliarden Euro einbringen, sagte Interims-Chef Pinger. Die Zahl aller Vollzeitstellen soll bis 2008 um rund 20.000 sinken. Sorgenkind war vor allem das Versandhaus Quelle mit einem Umsatzminus im zweistelligen Bereich. „Die Kunden haben Angst, Waren mit drei oder fünf Jahren Garantie zu kaufen, weil sie befürchten, dass es Quelle dann nicht mehr gibt,“ so Pinger. Die Gewerkschaft ver.di fordert dagegen neue Konzepte. Bislang habe bei der Umsetzung des Restrukturierungskonzepts der Schwerpunkt zu sehr auf einer Reduzierung der Kosten gelegen, sagt ver.di-Vorstandsmitglied Franziska Wiethold. Jetzt müsse eine übermäßige Belastung der Beschäftigten verhindert werden. PEL