Uran spaltet Atomkraft-Gegner

Der zweite Urantransport von Gronau nach Russland sorgt für schlechte Stimmung. Anti-Atom-Initiativen und Landes-Grüne machen sich gegenseitig Vorwürfe

GRONAU taz ■ Der für heute geplante Urantransport von der Urananreicherungsanlage Gronau (UAA) nach Russland stößt auf breiten Widerstand. Mehrere Anti-Atom-Initiativen, die grüne Landesjugend und sogar Münsters Christdemokratischer Oberbürgermeister Berthold Tillman wollen gegen die Transporte demonstrieren. Tillmann steht zu den Beschlüssen, die 1995 und 1998 noch von der rot-grünen Stadtregierung gefasst wurden. Er will bei den zuständigen Atombehörden protestieren und die Bürger informieren.

Die Münsteraner Initiative „Widerstand gegen Atomanlagen (WIGA) hat Tillmann damit bereits auf seiner Seite. „Das haben wir nicht erwartet“, sagt WIGA-Sprecher Matthias Eickhoff. Grüne Politiker würden nicht so weit gehen. Die Atomkraftgegner zeigen sich von der Arbeit der Landesregierung enttäuscht. „Die Landesregierung arbeitet nicht ernsthaft an einem Atomausstieg“, glaubt Eickhoff.

Rüdiger Sagel, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, kann die Haltung der Initiativen nicht nachvollziehen. „Wir haben uns immer deutlich gegen die Transporte positioniert“, sagt Sagel. Die Grünen hätten sich in der Vergangenheit gegen eine Stilllegung der UAA ausgesprochen. „Momentan wird sogar eine Klage gegen den Ausbau geprüft“, so Sagel weiter. Die CDU plane dagegen weiter für die Renaissance der Atomenergie. „CDU und FDP wollen nach einem Sieg bei der Bundestagswahl 2006 den Atomausstieg wieder rückgängig machen.“

Diese Haltung lasse sich an der Einstellung der Politiker vor Ort festmachen. Die CDU in Ahaus und Gronau habe sich demnach klar für die Atomenergie ausgesprochen, auch der Bundestagsabgeordnete im Kreis Borken, Jens Spahn, sei dafür. „Die Anti-Atom-Initiativen haben sich verirrt“, sagt Sagel.

Das NRW-Energieministerium hatte im Dezember gegen die Proteste der Anwohner die umstrittene Aufstockung für die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage in Gronau von bisher 1.800 auf bis zu 4.500 Tonnen Uran-Trennarbeit pro Jahr erteilt. Die daraus produzierte Menge an spaltbarem Material reicht zum Betrieb von 36 statt bisher 15 größeren AKW. Der Antrag war sowohl vom Bundesumweltministerium als auch von der Strahlenschutz- und der Reaktorsicherheitskommission gebilligt worden. HOLGER PAULER