Gesprühte Todesdrohung

EINSCHÜCHTERUNG Graffiti- und Farbanschläge auf Mitglieder eines Anti-Rechts-Bündnisses in Ratzeburg. Polizei vermutet rechtsextremen Hintergrund

„Tötet Voß“ war rechts am Eingang des Rathauses zu lesen. In der Nacht zu Freitag haben vermutlich Neonazis diese Drohung gegen den Bürgermeister Rainer Voß (parteilos) in Ratzeburg gesprüht (taz berichtete). In der schleswig-holsteinischen Stadt wurden auch weitere öffentliche Gebäude und private Häuser mit einschlägigen Drohungen und Parolen beschmiert. Sie alle richteten sich gegen Mitglieder des „Ratzeburger Bündnisses für Demokratie und Toleranz“.

Die Aktion dürfte die rechtsextreme Szene verantworten, sagte Manfred Börner, Chef der Ratzeburger Polizei. In der Region ist die „Nationale Offensive Herzogtum Lauenburg“ aktiv. Auf dem Ratzeburger Marktplatz war es in der Silvesternacht erst vor Kurzem zu Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und der Polizei gekommen.

Doch die Vorgeschichte reicht noch weiter: Vor drei Jahren bereits hatten rechtsextreme Täter in der Nähe des Markts mehrere Jugendliche angegriffen und einen von ihnen schwer verletzt. Unter anderem aufgrund dieses Angriffs entstand später das „Bündis für Demokratie und Toleranz“, sagt Frauke Eiben, Pröpstin des Kirchenkreises Herzogtum-Lauenburg. Auch sie hat schon anonyme Briefe bekommen und ist im Internet beschimpft worden. Die gesprühte Todesdrohung gegen Voß habe allerdings „eine neue Dimension“, sagt Eiben.

Einschüchtern lässt Voß sich aber nicht. „Wir treten rechtsextremen Handlungen weiterhin energisch entgegen“ sagt er. Andere Bürgermeister haben sich bei Voß auch schon mal Rat geholt, wenn Neonazis bei ihnen aufliefen. Voß selbst erwähnt das allerdings nicht. Aber ihn freut, dass nach der Morddrohung „sehr viele aufmunternde Rückmeldungen“ kamen.

Auch Auto und Wohnhaus von Michael Schröder, Fraktionschef der Linken im lauenburgischen Kreistag, sind in jener Nacht besprüht worden – es war bereits der dritte Farbanschlag. Schröder fordert ein „Verbot aller faschistischen Organisationen“ und ist sicher: „Ratzeburg bleibt bunt“. Und Pröpstin Eiben sagt dazu: „Wir wissen, dass diese Auseinandersetzung eine langfristige ist.“ ANDREAS SPEIT