LESERINNENBRIEFE
:

Opfer der Dressur

■ betr.: „Pentagon will Aufklärung“, taz vom 13. 1. 12

Ich wundere mich immer wieder über die moralische Entrüstung, wenn Taten von Soldaten bekannt werden, die für uns unbegreiflich sind, obgleich wir die Voraussetzungen, die soldatische Ausbildung, akzeptieren. Die Soldaten werden ausgebildet, um im Einsatz ohne zu überlegen den „Feind“ zu töten. Sie lernen mit Waffen umzugehen, die sie, ohne lange zu überlegen, im Schlaf beherrschen können. Ein solches Handeln setzt eine Ausbildung voraus, die mehr eine Dressur ist. Nur wenn der Soldat lernt, den Kopf abzuschalten, wird er ein brauchbarer Befehlsempfänger (guter Soldat).

Da der Mensch (in der Regel) die Folgen seines Handelns überlegt, müssen sie so ausgebildet werden, dieses nicht zu tun, weil sie sonst durchdrehen würden. Wobei trotzdem viele Soldaten aus dem Kampfeinsatz mit psychischen Schäden in die Heimat zurückkehren. Menschen, die so einer Ausbildung ausgesetzt werden, werden Täter und sind auch Opfer. GÜNTER LÜBCKE, Hamburg

Erst ermordet, dann geschändet

■ betr.: „Pentagon will Aufklärung“, taz vom 13. 1. 12

So widerwärtig, ekelerregend und abstoßend die Schändung der Leichen durch amerikanische Soldaten auch wirklich ist, so wünsche ich mir mindestens die gleiche Empörung über den Umstand, dass diese toten Opfer zunächst mal durch ebenfalls vermutlich amerikanische Soldaten ermordet wurden. Bei Abwägung beider Geschehnisse halte ich das Tötungsdelikt trotz aller Facetten einer Differenzierung für den größeren Skandal. Hier wären die Schuldigen dann aber auch zusätzlich in höheren Etagen zu identifizieren. ALBERT STANKOWSKI, Meschede

Töten ja, Pinkeln nein?

■ betr.: „Pentagon will Aufklärung“, taz vom 13. 1. 12

Es zeigt doch mal wieder die völlige moralische Verwahrlosung und Verrohung und die geistige Perversion unserer löblichen „Wertegemeinschaft“, dass man zwar Menschen – unter anderem durch Killerkommandos, Raketen, Scharfschützen und Drohnen aus dem Hinterhalt einschließlich der damit verbundenen Kollateralschäden! – umbringen, aber nicht auf ihre Leichen pinkeln darf. LUDWIG SCHÖNENBACH, Bremen

Einen neuen „Freitag“, bitte

■ betr.: „Nur noch ein Störfaktor“, Interview mit Daniela Dahn überdie Zukunft des „Freitag“, taz vom 6. 1. 2012

Mit Grauen habe ich das Interview gelesen, zumal ich den Freitag sehr schätze und gerne gelesen habe. Ich finde, die alten Herausgeber und die Herausgeberin dürfen nicht aufgeben und sollten umgehend einen neuen Freitag herausbringen! Und zwar wieder eine Wochenzeitung wie vor der Zeit des Herrn Augstein beim Freitag. Nämlich mit breitem Spektrum an ausführlichen Artikeln zum Thema Antifa, Feuilleton, Hintergründe sowie Fort- und Rückschritte im In- und Ausland sowie im sozialistischen In- und Ausland, ausgefeilt, intellektuell und uneitel. Und bitte mit einem starken interessanten, wegweisenden Frauenteil! ANNE BERGMANN, Köln

Bekloppte Spezies mit Kameras

■ betr.: „Allgemeines Rumgetingel“, taz vom 13. 1. 2012

Liebe Programmerfinder und -gestalter/innen vom Dschungelcamp, liebe RTL-Geschäftsführung, es kann nicht wahr sein, dass bei all der Armut, bei allem, was es in dieser Welt zu tun gibt, Sie ernsthaft und scheinbar ohne einen Hauch von Verstand und Gewissen noch so ein Programm durchziehen! Was der Dschungel mit seiner Natur und seinen Tieren und die Menschen vor Ort am wenigsten braucht, sind ein paar bekloppte Spezies der Gattung Mensch samt Kameras und Moderatoren, die den Urwald schänden und keinen Respekt haben vor Armut, Kultur, anderen Lebensumständen. Manch einer dort würde sich freuen, er hätte nur halb so gute Lebensbedingungen wie in Ihrem „Dschungel“! Wenn Sie wirklich etwas von dem zeigen wollen, was es heißt, sich in einem Dschungel von Favelas (Armenvierteln, falls Sie sich darunter überhaupt etwas vorstellen können), Hunger, Kriminalität, Elend, Kinderarmut, keine Berufschancen zurechtzufinden, dann könnten Sie zu wahren Dschungelhelden werden! Solche engagierten, klar, visionär, human denkenden Menschen brauchen wir, nicht Ihr Programm, das den gelangweilten Leuten hier ein bisschen von Pseudostars, Ameisenfressen und Schlangengift rüberbringt! SILKE BECKER, Bad Honnef

Geistiger FDP-Dünnschiss

■ betr.: „Solidarität mit Assad“, taz vom 13. 1. 2012

Bei der Unterzeichnung des Internet-Aufrufs „Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syrien!“ geht es darum, die Vorbereitungen eines Angriffskriegs der USA, der Nato und Israels gegen den Iran und Syrien zu stoppen, nicht jedoch, Menschenrechtsverletzungen in diesen Ländern zu rechtfertigen! Wenn ein Herr Löning von der Splitterpartei FDP ehrverletzende Äußerungen gegen Unterzeichner (ich bin jetzt einer!) des Aufrufs von sich gibt, wie: „Sie hätten sich an die Seite des Mörders Assad gestellt“, so ist das nur sein geistiger Dünnschiss! Und der hat nichts in der taz zu suchen! KLAUS BERGER, Calden