Illegale Ware führend

Greenpeace-Studie: Mehr Gift als erlaubt ist bei Obst und Gemüse die Regel – der Norden die Ausnahme

Bei konventionell erzeugtem Obst und Gemüse ist zunehmend Vorsicht geboten. Der Anteil der Ware, der stärker gespritzt ist als erlaubt, hat Greenpeace zufolge stark zugenommen. „Illegale Ware ist führend in deutschen Supermarkt-Ketten“, sagt Manfred Krautter, Chemie-Experte bei Greenpeace. Dabei gibt es große Unterschiede bezogen auf die Herkunftsregion und Erntezeit. Faustregel: Obst und Gemüse aus Nordeuropa kaufen, wenn die entsprechenden Sorten gerade Saison haben. Erdbeeren aus Spanien im Winter gehen gar nicht. Für Details hat Greenpeace jetzt den Ratgeber „Essen ohne Pestizide“ aufgelegt.

Für die Broschüre hat die Umweltorganisation 30.000 Lebensmitteluntersuchungen deutscher Behörden aus den Jahren 2002 bis 2004 ausgewertet. Bei 48 Obst- und Gemüsesorten aus konventionellem Anbau wird für verschiedene Herkunftsländer mit Ampelfarben bewertet, ob ein Verzehr zu vertreten ist oder nicht. Grün steht für Ware, bei der in weniger als zwei Prozent der Untersuchungen der Grenzwert überschritten wurde. Bei Gelb liegt der Anteil der Verstöße zwischen zwei und zehn Prozent. Von rot markierten Lebensmitteln lässt man beim Einkaufen besser die Finger, weil mehr als zehn Prozent der Ware giftiger ist als die Polizei erlaubt. Uneingeschränkt empfiehlt Greenpeace nur Obst und Gemüse aus Bio-Anbau. Dessen Belastung liege um zwei Zehnerpotenzen niedriger als bei konventionell erzeugter Ware.

Tendenziell gibt es bei konventioneller Ware ein europäisches Nord-Süd-Gefälle: Ware aus dem Mittelmeerraum ist in der Regel stärker belastet als solche aus Deutschland, den Niederlanden – und auch einigen südamerikanischen Ländern. Weil Treibhausware meist stärker belastet ist als Freiland-Früchte, bietet Greenpeace zudem einen Ernte-Kalender an.

Der Anteil der Höchstmengen-Überschreitungen hat sich Greenpeace zufolge zwischen 1998 und 2003 verdoppelt – von vier auf acht Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden die erlaubten Rückstands-Dosen vielfach angehoben. Auf immer mehr Ware werden überdies mehrere Gifte gefunden, deren Wechselwirkungen weitgehend unerforscht seien, warnte der Toxikologe Hermann Kruse.

Gernot Knödler