off-kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Night of the Living Dead“ (OF), „The American Nightmare“ (OmU), 20. 4. im Arsenal 1

„Fellinis Roma“, 16. 4.–17. 4. im Lichtblick

Vor wenig kommerziellen Projekten ist Clint Eastwood als Regisseur noch nie zurückgeschreckt. Mit der Verfilmung von „Bird“ (1988), einem Biopic über den berühmten Bebop-Saxofonisten Charlie Parker, erfüllte sich der Jazzfan Eastwood in erster Linie selbst einen Wunschtraum, denn ein erhebendes Heldenleben hatte er da wahrlich nicht zu erzählen: Das maß- und haltlose Jazzgenie Charlie Parker führte ein Leben auf der Überholspur mit Alkohol, vielen Frauen und Heroin, zwischen billigen Absteigen und der psychiatrischen Klinik. Mit 34 Jahren war er bereits tot – und sah aus, wie der Arzt im Film erschüttert anmerkt, als sei er wenigstens 60 Jahre alt. Forest Whitaker verkörpert den tragischen Musiker wie einen störrischen kleinen Jungen: trotzig, kompromisslos und stets auf der Suche nach Anerkennung. In kurzen Phasen bietet ihm die Musik und seine Frau Chan (Diane Venora) einen gewissen Halt, doch Parkers selbstzerstörerische Natur erweist sich als stärker. Clint Eastwood lässt seine Geschichte kurz vor dem Tod des Musikers einsetzen und entwirft Parkers Lebensgeschichte sodann in einem Puzzle aus nicht-chronologischen Rückblenden und Erinnerungen: Ein düsterer Film über ein trauriges Leben. Federico Fellinis Fantasien über die ewige Stadt Rom: In „Fellinis Roma“ präsentiert der Regisseur aus seinen Rimini-Kindheitserinnerungen an das „klassische“ Rom, üppig inszenierte Reminiszenzen an seine Zeit als jugendlicher Neurömer (vor allem Gelage und Bordellbesuche) sowie eine ironische Hommage an „die Stadt der Illusionen“: mit einem coolen Papst auf einer Modenschau und dem Nachbau einiger hundert Meter römischer Stadtautobahn in den Studios von Cinecittà. Dabei durchquert die Kamera eine absolut infernalische Kulisse inmitten eines künstlichen Gewitters mit brennenden Lastwagen und schimpfenden Menschen: Die Einfahrt nach Rom erscheint wie der Eingang zur Hölle. Der 120.000-Dollar-Horror aus Pittsburgh: 1968 schockierte Regisseur George A. Romero mit seinem Zombiefilm „Night of the Living Dead“ die amerikanische Nation – und erzielte damit einen großen Kassenerfolg. Dabei ist der Film weit mehr als nur ein Exploitationwerk, das sich an den Fressorgien der Zombies delektiert. Romero hatte eher eine düstere Allegorie auf gesellschaftspolitische Verhältnisse im Sinn: „Night of the Living Dead“ handelt vor allem vom Vertrauensverlust in traditionelle Werte wie Staat und Familie.Den gesellschaftskritischen Bezügen der Horror- und Splatterfilme der Sechziger- und Siebzigerjahre spürt auch die Dokumentation „The American Nightmare“ von Adam Simon nach: Regisseure wie Wes Craven, David Cronenberg, John Carpenter, Tobe Hooper und George A. Romero kommentieren ausführlich ihre Filme und geben bereitwillig Auskunft über ihre Motivation, das Publikum mit extremer Gewalt und ziemlich viel Blut zu konfrontieren. Dabei spielt bezeichnenderweise vor allem der Vietnamkrieg und seine Aufbereitung in den Medien eine große Rolle. Lars Penning

„Bird“ (OmU), 15. 4.–18. 4. im Regenbogenkino