Deutsche und Nichtdeutsche lieben sich

Jede vierte in Berlin geschlossene Ehe ist binational. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die der Migrationsbeauftragte des Senats gestern vorstellte. Die Ergebnisse zeigten, dass Berlin nicht in abgetrennte „Parallelgesellschaften“ zerfällt

Deutsche und Nichtdeutsche lieben sich offenbar viel stärker als allgemein angenommen. Das geht aus einer neuen Einwanderungsstudie hervor, die der Migrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening, gestern vorstellte. Demnach war jede vierte Ehe, die im Jahr 2003 in Berlin geschlossen wurden, eine binationale. Insgesamt heirateten 2003 rund 12.400 Paare in Berlin.

Die häufigsten binationalen Paare bilden sich erwartungsgemäß zwischen Deutschen und Türken sowie zwischen Deutschen und Polen. Interessant ist dabei die Kombination: Während türkische Männer oft mit deutschen Frauen zusammenkommen, ist es bei den beiden Nachbarländern andersherum: In der Regel heiraten deutsche Männer polnische Frauen.

Hier kämen Muster zum Tragen, die mit den Geschlechterrollen in den jeweiligen Kulturen zu tun haben, argumentieren die Autoren des Migrationsberichtes. „So ist es offensichtlich eher akzeptabel, dass muslimische Männer deutsche Frauen heiraten als umgekehrt, während osteuropäische Frauen unter deutschen Männern (beziehungsweise deutsche Männer bei osteuropäischen Frauen) als begehrte Ehepartner gelten, aber nicht umgekehrt“, heißt es im Bericht.

Allerdings geben die Zahlen der Berliner Standesämter nur ein unvollständiges Bild des Heiratsgeschehens ab: Nicht alle Ehen werden erfasst. So tauchen etwa Berliner Paare, die in der Türkei, in Dänemark, in den USA oder in Botschaften geheiratet haben, in der Statistik nicht auf. Da viele türkische Paare in ihrem Heimatland oder im Konsulat heirateten, dürfte der Anteil binationaler Ehen etwas nach unten gehen, schätzt der Koautor der Studie, Rainer Ohliger. Nicht klären lasse sich der Anteil etwaiger Scheinehen, da die Betroffenen sich nicht offenbarten.

Der Migrationsbericht kommt jedoch zu dem Schluss: „Diese Ergebnisse sprechen dagegen, dass die Einwanderungsstadt Berlin in hermetische voneinander geschiedene Parallelgesellschaften zerfällt oder die deutsche Mehrheitsgesellschaft undurchlässig ist.“ ROT