Brache wieder brach

AUFAUF Hinterm Güterbahnhof wuchs ein vergängliches, urbanes Gesamtkunstwerk

Ein „Phlegmarama“ haben sie gebaut, mit Liegen aus Euro-Paletten und Blumenerde-Säcken. Eine Art Entschleunigungs-Insel, in der es außer dem Blick auf das urbane Panorama des einstigen Rangiergeländes der Bahn nichts zu tun gibt. Ein paar Schritte weiter hat jemand aus Brettern „Ideenbäume“ aufgestellt; für Ideen „die so gut sind, dass die Welt sie kennen sollte, für die man aber selbst keine Zeit hat“, sagt Oliver Hasenmann vom AutonomenArchitektur Atelier (AAA).

„Abseits der Aufmerksamkeit liegen Orte, die auf eine neue Bedeutungszuweisung warten,“ schrieb das AAA in seinen Aufruf, die mehrere Hektar große Brachfläche zwischen Findorff und der City zum Leben zu erwecken. „AufAuf“ haben sie das Projekt genannt, und seit einem Monat sind Künstler, DJs, Handwerker und allerlei andere dort eingefallen. Im urbanen Niemandsland haben sie mit Installationen wie dem „Phlegmarama“ ein vergängliches Gesamtkunstwerk geschaffen – und die Brache wiederbelebt: „Die meisten Leute, die uns besucht haben, kannten das nur aus dem Zug“, sagt Hasemann. Dass die Bildzeitung „AufAuf“ ihren Nachbarn zugerechnet hat, der seit Mai auf der Brache siedelnden Wagenkolonie, stört ihn nicht: „Wir gehören nicht zusammen, das ist aber ein ganz entspanntes Miteinander.“

Heute verabschiedet sich das temporäre Dorf mit einem Fest aus dem Leben der Stadt – wenn auch etwas leiser als geplant: „Nach dem Konzert letzte Woche dürfen wir nur noch 45 Dezibel laut sein.“ Christian Jakob