KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER DEN HHLA-RÜCKZUG
: Staatsfirma kuscht vor Analysten

Die Analysten wollen sehen, dass der Vorstand in der Krise handelt

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) kriegt schmerzhaft den Einbruch des Welthandels zu spüren. Weil der Containerverkehr über Lübeck ins Baltikum um mehr als zwei Drittel zurückgegangen ist, kappt sie diese Verbindung. Daran zeigen sich zwei Dinge:

Zum Ersten wird das Ausmaß deutlich, in dem die Finanzkrise an sich gesunde Strukturen zerschlägt, in diesem Fall die Pendelzugverbindung zwischen Hamburg und Lübeck, die in Zeiten des stark wachsenden Containerverkehrs den Nord-Ostsee-Kanal entlastet und für mehr Geschwindigkeit gesorgt hat. Es ist absehbar, dass diese Verbindung über kurz oder lang wieder gebraucht wird. Wenn nicht im kommenden Jahr, dann in zehn Jahren.

Zieht die Konjunktur wieder an, muss der Zugverkehr mit einigem Aufwand wieder aufgebaut werden. Bis dahin dürfen sich die Autofahrer auf der stark belasteten Strecke Hamburg Lübeck über zusätzlichen LKW-Verkehr ärgern. Dafür reicht das Containeraufkommen noch.

Zum zweiten zeigen sich die Folgen des Börsengangs der HHLA. Das Unternehmen gehört zwar immer noch mehrheitlich dem Stadtstaat. Doch die Analysten wollen sehen, dass der Vorstand in der Krise handelt. Der Verkauf der Lübecker Aktivitäten mit ihrem winzigen Beitrag zum Umsatz dürfte sie fürs Erste besänftigen.

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