Stiftung gegen Neidkomplex

Ingo Wolf will sein Image als Mehrfachverdiener loswerden: Der FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl gründet eine Stiftung für notleidende Kinder. Bisher ist diese aber nur ein Blatt Papier

von ANNIKA JOERES

Ingo Wolf ärgert sich nur über einen Fehler: Dass er seine Stiftung für notleidende Kinder nicht schon früher an die große Glocke gehängt habe. Der NRW-Spitzenkandidat der FDP hat der monatelangen Diskussion über seine üppigen Nebeneinkünfte nun seine „Ingo-Wolf-Stiftung. Chancen für Kinder. Sozialstiftung im Kreis Euskirchen“ entgegen gesetzt. In die zum Jahresende 2004 von der Bezirksregierung Köln genehmigte Stiftung habe er 50.000 Euro Grundkapital eingezahlt. Die Stiftung existiert bisher allerdings nur auf dem Papier – bisher hat sie keine Projekte vorzuweisen.

„Ich weiß, dass ich viel verdiene“, sagt Ingo Wolf. Er wisse aber auch, dass er eine besondere soziale Verantwortung trage. Deshalb habe er die Stiftung gegründet. Auch die größer werdende Diskussion um seine beträchtlichen Bezüge scheint gewirkt zu haben: Spitzenkandidat Wolf wurde auf seinen Wahlkampfveranstaltungen immer öfter auf seine Nebeneinkünfte angesprochen. Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Wolf über 200.000 Euro öffentliche Gehälter bezieht. Deswegen wurde der promovierte Jurist vor allem von den Grünen kritisiert, sie gewähren ihren Fraktionsvorsitzenden keine Doppelbezüge.

Wolf kassiert seit seinem 45. Lebensjahr eine Pension als ehemaliger Oberkreisdirektor von Euskirchen. Als heutiger Landtagsabgeordneter erhält er deswegen um 50 Prozent gekürzte Diäten. Er kassiert aber insgesamt drei Diäten – eine als Abgeordneter und zwei zusätzliche als Fraktionsvorsitzender. Zusammen mit seiner Pension als Oberkreisdirektor a. D. summiert sich dies auf etwa 230.000 Euro im Jahr. Damit erhalte „Florida-Wolf“ sogar „mehr als der Bundeskanzler“, spotten die Grünen. Gerhard Schröder (SPD) verdient jährlich 206.000 Euro.

„Ich kann nichts dafür“, sagt Wolf. Die Gesetze seien so. Wolf lehnt die generelle Veröffentlichung der Einkünfte von PolitikerInnen ab. „Ich bin gegen den gläsernen Abgeordneten“, sagte er im Düsseldorfer Landtag. Eine solche Regelung würde „am Ende nur Neidkomplexe befriedigen“. Die Einkünfte sollten nur dem Parlamentspräsidenten angezeigt werden.

Über die Stiftung selbst kann die genehmigende Behörde, die Bezirksregierung Köln, keine Auskünfte geben. Diese unterlägen dem Datenschutz. Öffentlich ist nur, dass es eine reine FDP-Stiftung ist: Im Vorstand sitzen Wolf, seine Frau Bärbel Wolf und Hans Reiff, Fraktionsvorsitzender der Euskirchener FDP. Zu den Inhalten will Wolf nichts sagen: Die ersten Projekte könnten frühestens in einigen Monaten starten. Sie sollen Kindern im Grundschulalter helfen. Wie sie aussehen könnten – darüber kann Wolf bisher nichts sagen.

Sein Wahlkreis Euskirchen weiß allerdings auch nicht viel über die gut klingende Stiftung: „Dazu kann ich nichts sagen“, sagt Barbara Thiesing, Sprecherin des Euskirchener Kreisverbandes. Aber Ingo Wolf sei als Vater von drei aktiven und gesunden Kindern sensibel und wolle auf jeden Fall sozial schwache Kinder fördern.

Eine gut klingende Stiftung zu gründen ist in NRW nicht schwer: Über 2.400 Stiftungen zählt das Innenministerium insgesamt, 95 Prozent davon sind gemeinnützig. JedeR Volljährige ist gründungsberechtigt, notwendig ist nur ein Kapital von derzeit 50.000 Euro – genau die Summe, die Wolf einzahlt. Einen Trend kann Heiner Bongard, Leiter des Stiftungsrates im Innenministerium, nicht erkennen. „Wolf ist ein Einzelfall. Es gibt keine Entwicklung zu Politiker-Stiftungen.“