Giordano gedenkt armenischer Opfer

Köln dpa ■ 90 Jahre nach dem „Völkermord an den Armeniern“ hat der Schriftsteller Ralph Giordano die Türkei zur Anerkennung des Massakers aufgefordert. „Solange die Türkei bei der Politik der Verneinung bleibt, sind die Dämonen der Vergangenheit nicht vertrieben“, sagte Giordano am Mittwoch zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe zum 90. Jahrestag der Massenmorde im Kölner Lew-Kopelew-Forum. Zugleich kritisierte der Schriftsteller, dass es, anders als etwa in Frankreich, in Deutschland bisher noch keinen gemeinsamen Antrag von Regierung und Opposition zur Verurteilung des Völkermordes gebe. Die Türkei lehnt die Bezeichnung der damaligen Geschehnisse als Völkermord ab.

Bislang hat lediglich die CDU/CSU-Opposition einen entsprechenden Antrag im Bundestag eingereicht. Damit habe sie zum ersten Mal seit 90 Jahren das Schweigen über den „Völkermord“ gebrochen. Der Grund, dass sich die Bundesregierung zurückhalte, sei ein geplanter Besuch von Kanzler Schröder in der Türkei, sagte Giordano.

Eine Aussöhnung der beiden Völker könne es nur auf der Grundlage politischer Aufrichtigkeit geben. „Bis heute entblödet sich die Türkei jedoch nicht, das Geschehen umzukehren“, sagte Giordano, der 1986 für die ARD eine Dokumentation zu dem Massenmord produziert hatte. Sie spreche von einem „gegenseitigen Massaker“.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatten im Jahr 1915 türkische Truppen Armenier in Hungermärschen in die syrische Wüste getrieben. Nach armenischen Angaben kamen dabei 1,5 Millionen Menschen ums Leben, nach Angaben internationaler Historiker gab es 600.000 bis 800.000 Opfer.

Mit der Veranstaltungsreihe im Kölner Lew-Kopelew-Forum soll der Völkermord an den Armeniern wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Zu sehen ist unter anderem bis zum 25. Mai die Ausstellung „Lost landscapes, lost visions – verlorene Umkehr“ der armenischen Künstler Albert Vardayan und Vahan Topchyan, die sich in Skulpturen, Zeichnungen und Aquarellen mit der Vergangenheit ihres Volkes auseinander setzen.