village voice 2: Balladen von schnulzig bis verträumt
Manchmal ist die Geschichte zur Musik besser als die Musik selbst. Manchmal ist das ein Glück für die Musiker, manchmal nicht. Die Murphy Brothers haben aus ihrer Vergangenheit mit irischem Hippie-Vater, Sekten-Kindheit bei den „Children of God“, einer endlosen Odyssee durch mehr als zwei Dutzend Länder, Boygroup-Casting und jahrelangen Straßenmusik-Erfahrungen zumindest so viel Kapital geschlagen, dass sie von ihrer Plattenfirma zum letzten nationalen Vorausscheid für den Eurovision Song Contest delegiert wurden. Der dort von dem in Berlin lebenden Brüderpaar vorgetragene, mäßig flotte Gitarrenpopsong „Picking Up The Pieces“ landete unter ferner liefen, findet sich nun aber auch auf ihrem Debüt-Album „Seekers’ Heaven“, das ansonsten vornehmlich Balladen versammelt. Romantische Balladen, verträumte Balladen, verschmuste Balladen, verschmalzte Balladen, Balladen mit Gitarrenpicking, Balladen mit Streichern und Balladen ohne Streicher. Ab und an streuen sie auch mal einen mittelschnellen, aber stets doch sanften Song ein. Was sie tun, das tun sie immerhin aus Überzeugung: Wenn Steven und Andrew Murphy so richtig Süßholz raspeln, erbleichen selbst Simon, Garfunkel und die Everly Brothers. TO
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