TIM BOROWSKI, RÜCKKEHRER
: Die zweite Chance

■ begann 1985 beim 1. FC Neubrandenburg 04. 1996 kam er erstmals als Amateur zu Werder Bremen. Foto: dpa

Er ist nicht der Erste, der diesen Weg gegangen ist: vom Norden in den Süden und wieder zurück. Andreas Herzog zog es ebenfalls nach München, wo er ein noch größerer Spielmacher zu werden hoffte. Auch Torsten Frings tauschte das grüne Trikot mit der Raute gegen das rote Bayern-Leibchen – und musste schnell feststellen, wie viel schwerer es wiegt. Beide tauchten bald wieder in Bremen auf, und nun ist auch Tim Borowski zurück.

Dabei sollte er bei den Bayern eigentlich Leader werden und zudem auch endlich in der Nationalelf zu einer festen Größe reifen. Doch Borowski ging in der Münchner Chaos-Saison unter, wurde zum Edeljoker, zum Premiumbankdrücker, der in München nie richtig angekommen ist. So scheint es, als wäre er ein weiterer jener Spieler, die nur an der Weser funktionieren.

Auf den ersten Blick wirkt Borowskis Wechsel zurück nach Bremen da auch wie eine gemütliche Lösung für alle Beteiligten: Werder bekommt einen Spieler, der nach mehr als zehn Jahren die Philosophie des Vereins verinnerlicht hat. Und Borowski kehrt zurück in die Kuschelhöhle mit Stammplatzgarantie.

Aber die Bremer haben mit dem 29-Jährigen eben auch einen Spieler geholt, der nun – nach einem verlorenen Jahr in München, das er selbst zur angeblich wertvollen Erfahrung aufhübscht – endlich zeigen muss, dass er eine Mannschaft führen kann. Zudem hat Borowski einerseits durch seinen Abgang viel Kredit bei den Fans verloren, andererseits durch seine zuvor oftmals narzisstische Interpretation des Spiels, mit der er Bälle und Tempo verschleppte. Anders als Herzog oder Frings, deren Rückkehr in Bremen gefeiert wurde, wird Borowski sich seinen Status hier neu erarbeiten müssen.

Gelingt es, wird aus Borowski vielleicht eine Führungsfigur mit Aussicht auf die Nationalmannschaft. Tritt er aber wieder als nörgelnder Schönling auf, kann auch das grüne Trikot mit der Raute schnell zentnerschwer auf seinen Schultern liegen. LV