Land findet kaum Doppelstaatler

Nur wenige Deutschtürken im Ruhrgebiet outen sich als Besitzer eines illegalen Doppelpasses. Noch haben nicht alle Adressaten auf die Anfrage des Landes reagiert

RUHR taz ■ Nur vereinzelt haben eingebürgerte Türken im Ruhrgebiet sich den türkischen Pass zurück geholt. So lautet die Zwischenbilanz der Befragung der türkischen MigrantInnen, die nach dem Jahr 2000 Deutsche wurden. Die Meldebehörden sollen im Auftrag der Landesregierung diejenigen herausfiltern, die per Gesetz ihre Staatsangehörigkeit verloren haben. Die nord-rhein-westfälische Regierung hofft so bei der Landtagswahl im Mai eine Wahlanfechtung zu vermeiden (taz berichtete).

In Dortmund geben lediglich zwei von knapp 1.000 Deutschtürken zu, dass sie sich ohne die Genehmigung der Ausländerbehörde den alten Pass wieder beschafft haben – mehr als die Hälfte habe sich jedoch noch nicht zurück gemeldet, so ein Sprecher. Doch auch in Herne und in Bochum, wo die Rücklaufquoten bereits bei 70 Prozent liegen, haben sich nur jeweils sieben so genannte illegale Doppelstaatler geoutet.

„Wenn jemand mit nein geantwortet hat, müssen wir davon ausgehen, dass die Angaben korrekt sind“, sagt Edeltraud Haas, Leiterin der Meldebehörde in Recklinghausen. In ihrer Stadt haben von über 500, die geantwortet haben, immerhin 43 angegeben, sie wären wieder im Besitz eines türkischen Passes.

Eine große Unbekannte bleibt die Zahl der Eingebürgerten, die vor dem Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft den türkischen Pass neu beantragt, ihn jedoch erst nach 2000 erhalten haben. Sie wurden nicht angeschrieben. „Wir können nicht alle Eingebürgerten anschreiben“, sagt Haas. Der Versuch von Otto Schily (SPD) an die Namen der Betroffenen zu kommen, ist gescheitert: Sein türkischer Amtskollege Abdulkadir Aksu hat ihm bei einem Treffen Anfang dieser Woche keine entsprechende Liste überreicht.

Die Landesregierung kann jetzt nur noch auf ihre Befragung setzen. „Entscheidend für die Rücklaufquote könnte die Position der Migrationsräte sein“, sagt Ralf Terlau, Sprecher der Stadt Oberhausen. Während sich in Duisburg die Ausländervertreter dafür ausgesprochen habe, den Brief der Meldebehörde liegen zu lassen, der Migrationsrat in Oberhausen die Beantwortung empfohlen. Auch in Bottrop warnte der Migrationsrat vor einem Boykott der Anfrage. Mit Erfolg: 93 Prozent der Briefe kamen bereits zurück.

NATALIE WIESMANN