pachls nachsichten
: Platte putzen

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Das Durchwühlen von Abfallkörben nach Flaschen soll in Köln verboten werden, weil man sich behelligt fühlt. Dasselbe gilt für das Betteln. Motto: „Euer Elend kotzt uns an!“ Ein solcher Fall von Übertretung ist neulich schon eingetreten. Einem Penner wurde auf der Domplatte Lokalverbot erteilt, weil er sein Bier im Freien trank und den Platz vor der Kölner Stammkirche zum Stammtisch umfunktionierte.

Als er sich gegen das Lokalverbot wehrte, nahm die Polizei erzwingende Maßnahmen vor, um ihn von der Platte zu putzen. Erschwerend kam hinzu, dass dieser Penner nicht nur ein einfacher Bettler war, sondern auch noch gehbehindert und obdachlos, also doppelt und dreifach arm dran war und damit per se eine unerlaubte, weil nicht angemeldete Demonstration von subjektivem Elend darstellte. Und da er das Geld und die eingesammelten Pfandflaschen noch nicht einmal versteuerte, kam als Delikt Schwarzbetteln und Schattensammeln in Tateinheit mit Sozialhilfebetrug dazu, weil er diese Einnahmen nicht angegeben hatte.

Aber da sollte man nicht lamentieren und solche Bettel- und Abfalleimerdurchsuchverbote als soziale Kälte brandmarken, sondern konstruktiv vorgehen. Die Penner auf der Domplatte sind gehalten, aus Betteln und Sammeln eine anständige Arbeit zu machen, wie es das Rote Kreuz und die Caritas schließlich auch tun, also sich zusammentun. Sie sollten also ihr gebündeltes Elend als Gewerbe anmelden, Steuern entrichten und in eine Armutlosenversicherung zahlen, damit sie was haben, wenn es ihnen einmal besser geht und sie nicht mehr betteln können. Das wäre eine Firma zur Entlastung des sozialen Netzes mit Lohnsteuerkarte und anerkannter Gemeinnützlichkeit. Dann wäre sie unter dem Schutz der freien Marktwirtschaft. Ein Kölner Modell – oderrrr?