Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird im Antifa-Infocafé in der Linse über ein heikles Thema gesprochen, nämlich über den „Antisemitismus in der DDR“. Der Antisemitismus in der Linken ist per se ein schwieriges Thema, der Antisemitismus in den Ländern des Warschauer Paktes unter Stalin (und danach) aber wird ganz besonders von jenen geleugnet, die glauben, die DDR sei per sei ein antifaschistischer Staat und damit für Rassismus und Antisemitismus nicht anfällig gewesen. Dabei beweist allein der Umgang mit dem hohen Funktionär Paul Merker, dem plötzlich – und einzig seiner jüdischen Abstammung wegen – vorgeworfen wurde, ein „zionistischer Agent“ zu sein, wie es um den Antisemitismus in der ZK-Führung stand. Am Mittwoch geht es in der Baiz um Bolivien und um die Frage, inwiefern „Bolivars Erben“ in der Regierung von Evo Morales wirklich eine soziale Umwälzung des Landes betreiben. Das Kokain und das Lithium jedenfalls, das es in Bolivien in rauen Mengen gibt, sind von allen Seiten schwer begehrt. Nahezu zeitgleich wird im Second-Hand-Buchladen Müßiggang (schöner Name übrigens!), über „Geschichte und Gegenwart des linken Buchhandels“ gesprochen. Dabei wird auch darüber geredet werden, wie man es schaffen kann, im kapitalistischen Markt ein „anderes“ Handeln aufzubauen, und inwieweit es möglich ist, „Gegeninformationen“ zu liefern. Zweifelsohne ein spannendes Thema. Am Donnerstag schließlich wird an der TU im Saal H0110 über sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg gesprochen, und darüber, ob diese „Vergessene NS-Opfer?“ sind – Marcus Funck, Jens Nagel, Peter Jahn und Hilde Schramm diskutieren diese Frage. Tatsächlich ist der Umgang mit den „Stalags“ auffällig lax, und das Gedenken an die oftmals zu Tode geschundenen Toten aus der Roten Armee ist quasi kaum vorhanden.

Antisemitismus in der DDR: Linse, Parkaue 25, Mo, 18.30 Uhr

■ Bolivars Erben: Baiz, Christinenstr. 2, Mi, 19 Uhr

Linker Buchhandel: Müßiggang, Oranienstr. 14a, Mi, 19.30 Uhr

■ Vergessene NS-Opfer: TU, Straße des 17. Juni 135, Do, 19 Uhr