unterm strich
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Ein „unterkühltes Verhältnis“ der jüngeren Generation zur eigenen Muttersprache hat die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, beklagt. Bei der Vorstellung eines „Variantenwörterbuchs des Deutschen“ in Berlin sprach sie sich gegen die „um sich greifende Manie der Anglizismen“ und für den „Erhalt der Mehrsprachigkeit in Europa“ aus. Ja hört die Frau denn keine aktuellen Charts? Denn ob Juli, Sido, Wir sind Helden oder Fettes Brot – deutsche Jugendidole singen doch fast ausnahmslos auf Deutsch und stehen für einen viel beschworenen „kreativen Umgang mit der deutschen Sprache“.

Diese Realität scheint den anschwellenden Chor deutscher Sprachschützer aber nicht sonderlich zu kümmern, der immer das gleiche Klagelied anstimmt. Auch Jutta Limbach hat nun versprochen, sich im Deutschen Sprachrat dafür einzusetzen, dass „die Freude an unserer Sprache“ wieder belebt (!) werde. Ihr Vortrag trug übrigens das Motto: „Englisch ist ein Muss, Deutsch ist ein Plus“. Das reimt sich aber längst nicht so gut wie der Gassenhauer „Emanuela“ von Fettes Brot, mit denen man gerne entgegnen würde: „Was weißt denn du von Liebe? Von Liebe weißt du nichts!“

Das neue, fast 1.000-seitige „Variantenwörterbuch“ des Deutschen, das Jutta Limbach vorgestellt hat, will übrigens kein Dialekt-Nachschlagewerk sein, wie die Macher betonen, sondern die regionalen Besonderheiten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Ostbelgien und Südtirol zwischen zwei Buchdeckeln versammeln. Denn was dem Deutschen die Sahne ist, das ist dem Schweizer der Rahm. Und was dem einen eine Bulette, ein Fleischlaberl oder Hacktätschli ist, das ist den Norddeutschen die Frikadelle. Die Fans von Fettes Brot werden das allerdings bereits wissen.