Schriller Schiller

Länger die Glocken nicht klingen: „Die lange Schiller-Nacht“ des ZDF-Nachtstudios (So., 0.15 bis 5.15 Uhr)

Der Rapper mit den Schiller-Texten und die Punkband, die „Die Bürgschaft“ in einem ihrer Lieder verwurstet, sind zum Glück irgendwann zwischen drei und vier Uhr versteckt. Ansonsten verzichtet das Programm der „langen Schiller-Nacht“ des ZDF-Nachtstudios aber auf Ausschläge in den Bereich Zwangsoriginalität. Stattdessen konzentriert sich die Diskussionsrunde um Moderator Volker Panzer auf klare Themenschwerpunkte, um sich dem Werk des Todestagskind des Jahres zu nähern. „Mehr Einführung als exklusives Expertengespräch“, soll es laut verantwortlicher Redakteurin Annette Spohn trotz des luftigen Zeitrahmens werden.

Fünf Stunden nämlich hat die Runde mit den Schiller-Biografen Marie Haller-Nevermann und Jörg Aufenanger sowie den Dichtern Robert Gernhardt und Thomas Rosenlöcher Zeit, um Schillers Modernität und Aktualität, seinen Freiheitsbegriff sowie seine Relevanz als Dramatiker zu klären.

„Im besten Fall erleben wir diese Nacht wie Schiller: im erleuchteten Trance-Zustand“, umschreibt Moderator Panzer augenzwinkernd-schwelgerisch die Versuchsanordnung dieser 16. Themennacht des Nachtstudios.

Um sich und die Zuschauer bei Laune zu halten, wird es in der Diskussion auch um Schillers Ruf bei den Frauen gehen und diverse Filmchen mit fröhlichem Schnickschnack wie dem Zehn-Minuten-Schnelldurchlauf durch Schillers Werk, den die Schauspieler Michael Quast und Philipp Mosetter stemmen, geben.

Außerdem stellt Literaturkritikerin Sigrid Löffler aktuelle Schiller-Publikationen vor, werden Ausschnitte aus der 24-Stunden-Schiller-Lesung, die Anfang März in Berlin stattgefunden hat, gezeigt und ein japanischer Chor bei seinen Proben zur „Ode an die Freude“ begleitet. Wer da vorm Bildschirm schwächelt, muss sich kurz auf seiner Fernsehcouch lang machen – für die Diskussionsteilnehmer steht in den Kulissen eine Liege fürs Power-Napping bereit.

Neben der Sonderausgabe des Nachtstudios bietet das ZDF noch weitere Schiller-Specials auf: Am 29. April wird das „Literarische Quartett“ wieder auferstehen und in der Besetzung Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek, Iris Radisch sowie Elke Heidenreich ausschließlich über Schiller diskutieren. Für den Herbst steht dann noch eine Fernsehinszenierung von „Kabale und Liebe“ von Leander Haussmann an. HPI