Nike ins Schwitzen geraten

Firmengründer Phil Knight globalisierte den Turnschuh. Jetzt holen ferne Arbeitsbedingungen die Marke ein

Die Meldung kam zwar nicht überraschend, aus diesem Munde aber umso unerwarteter: In einer gestern veröffentlichten Studie hat der Sportartikelhersteller Nike erstmals die prekären Arbeitsbedingungen in vielen seiner Fabriken offen gelegt.

So sei in bis zu 50 Prozent der Betriebe in Südasien der Zugang zu Toiletten und Trinkwasser während der Arbeitszeit beschränkt. In mehr als der Hälfte der 700 Produktionsstätten arbeitete die Belegschaft mehr als 60 Stunden in der Woche.

Der Sportartikelkonzern aus Portland im US-Bundesstaat Oregon reagierte damit auf den öffentlichen Druck, der es in den vergangenen Jahren endgültig bis hinein in die Subkultur-Nischen und Lifestyle-Markplätze geschafft hatte. Mediale Aufmerksamkeit erreichte etwa der Wunsch eines College-Studenten, das Wort „Sweatshop“ – Synonym für solche Beschäftigungsverhältnisse – in seine exklusiven Sneakers einsticken zu lassen.

Zwar bietet die Firma mit dem Swoosh diesen Service grundsätzlich an. Nicht aber, wenn der Schuh damit zum Träger einer subversiv-symbolischen Botschaft wird. Denn seine Botschaften möchte Nike, dieser Mega-Zeichenproduzent, schon selbst bestimmen. Dabei war es gerade die Dialektik der Marke, die von ihren Kritikern immer wieder gegen sie selbst gewendet wurde. Aus „Just do it“ wurde ein nicht minder prägnantes „Nike – Don’t do it“.

Für Firmengründer Phil Knight waren solche Verhältnisse allerdings immer Grundvoraussetzung seiner Geschäftsidee. 1962 formulierte er in seiner Abschlussarbeit an der Standford University, was die zehn Jahre später gegründete Marke realisierte: die Verlagerung der Produktion in asiatische Billiglohnländer. Damals war Nike Vorreiter. Heute produziert nur mehr die Laufschuhmarke New Balance in Europa oder den USA. clem