KOCHS SCHIKANE-POLITIK BLOCKIERT DIE GUTE IDEE DER ELITE-UNIS
: Rational nicht erklärbar

Am Stammtisch macht ja schnell das Wort von Politikerluschen die Runde. In der Regel kann man dieser selbst verschuldeten Verweigerung von Kapierfähigkeit mit Argumenten begegnen. Dass es rationale Gründe gebe, dass Politikerlusche keine gute Kategorie und Demokratie nun mal Interessenkampf sei. Gut, dass die Elite-Unis am Stammtisch keinen aufregen. Denn den erneuten Stopp der Milliardenspritze für die Hochschulen kann man rational schwerlich erklären.

Es gibt nur ein Motiv, mit dem das Handeln Roland Kochs zutreffend zu beschreiben ist: Schikane. Koch will durch die fortgesetzte Blockade des zum zweiten Mal unterschriftsreifen Projekts, auf das hunderte Spitzenforscher warten, möglichst viele piesacken: Bildungsministerin Edelgard Bulmahn, seine Parteichefin Angela Merkel und den Föderalismuschefverhandler Edmund Stoiber.

Alle Beteiligten haben sich zusammengerissen, um ein ein sinnvolles Ding durchzubringen. Bulmahn hatte die gute Idee, für Topunis wie die RWTH Aachen, die Berliner Humboldt-Uni, die beiden Münchner Unis oder die ehrwürdige Alma Mater in Heidelberg ein Sprungbrett in die Weltklasse zu bieten. Merkel und Stoiber haben intern die Parole ausgegeben, der Idee ein eigenes Gepräge zu verpassen, aber sie keinesfalls zu blockieren. Sonst stehe man als Bremser da.

Auf diese Weise ist es der Union gelungen, der Bildungsministerin den werbewirksamen Begriff der „Elite-Universität“ zu entwinden – und doch die Zusatzmilliarden für ihre Hochschulen zu retten. Das Projekt wurde auf breitere Beine gestellt. Neben dem Elitezuschuss wurde ein Anschub für exzellente Doktoranden und die Stärkung von so genannnten Forschungsclustern vereinbart. Frau Bulmahn, die sehr dickköpfig sein kann, hat sich geschmeidiger gegeben, als es selbst die Akteure im Hintergrund, die Forschungsminister aus Bayern und Baden-Württemberg, erwartet hatten.

Die Union hat bereits das Ganztagsschulprogramm, das ein ähnlich großes Sinnstiftungspotenzial besitzt, in Grund und Boden verhandelt. Es steht zu befürchten, dass Roland Koch Gleiches mit dem Projekt Spitzenunis vorhat. Und Politik macht wie in der Sandkiste. CHRISTIAN FÜLLER